Es ist ein wenig her, dass sich meine Freundin Babs hier auf dem Blog zu Wort gemeldet hat. Das letzte Mal war es in Serbien, als wir während unserer Radreise eine Baby-Streunerkatze adoptiert haben und davor in Ungarn. Heute erzählt sie, wie sie unser neues Lebenskapitel „Langzeitreise“ wahrnimmt, und warum nicht alles Gold ist was glänzt.
Wir haben es schon wieder getan
Wir haben es schon wieder getan, wir sind unterwegs. Diesmal in einem der wohl schönsten Länder der Welt, zumindest wenn man den Abwechslungsreichtum und die Schönheit der Natur Neuseelands betrachtet. Fantastisch, nicht wahr? Und auch zum Neidisch werden, oder? So höre ich es zumindest häufig von Freunden und Bekannten. Vor allem weil wir hier zurzeit Sommer haben, während der deutsche Winter oft grau und viel zu lang daherkommt. Es sei denn man ist begeisterter Wintersportler und wohnt in der Nähe der Berge. Aber das ist eine andere Geschichte…
Neid, eine der sieben Todsünden. Und natürlich kenne ich dieses Gefühl, um ehrlich zu sein sogar ziemlich gut. Man scrollt so durch seinen Facebookfeed, überall traumhafte Strände, kristallklares Wasser, exotische Länder, Hängematten, Cocktails. Und man selber hockt im Büro, wartet auf den Feierabend und fragt sich, was man falsch gemacht hat. Zum Kotzen!
Aber wisst ihr was? Das Gras auf der anderen Seite ist immer grüner! Wie sehr sehne ich mich manchmal nach dem heimischen Komfort, wenn wir mal wieder in einer spackigen Unterkunft abhängen. Oder nach der Sicherheit des monatlichen Gehalts, wenn nicht klar ist, wieviel Geld wir demnächst verdienen werden. Und tatsächlich fehlt mir auch manchmal der deutsche Winter, völlig durchgefroren heimzukommen, um es sich auf der Couch gemütlich zu machen mit einem guten Buch, Tee und Keksen.
Die Wahrheit hinter den Bildern
All diese traumhaften Bilder bei Facebook, Instagram, selten erzählen sie die ganze Geschichte. Sie erzählen nichts von sonnenverbrannten Schultern, wundgelaufenen Füßen, von Sonnenbrillen, die man auf einer Bootsfahrt ins Meer fallen lassen hat, oder dem Moment einer gescheiterten Wanderung, weil man dem Freund so oft in die Hacken gelaufen ist, das beide Flip Flops hin sind. Sie erzählen auch nichts von einem defekten, nicht anspringen wollenden Auto, während man mitten in der Pampa ist und mit dem man sich schon viel zu lange rumschlägt und immer wieder Geld hinein steckt. Oder von endlos vielen Sandfly-Stichen, die einem den Glauben an einen entspannten Strandtag rauben, und deren Jucken einen viele Nächte nicht schlafen lassen.
Und manchmal, so schön Neuseelands Landschaften auch sind, melden sich die Zweifel. Macht das alles Sinn? Ein Jahr hier zu sein, sich teilweise mit recht simplen Jobs über Wasser zu halten, von der Hand in den Mund zu leben? Nun ja, nach langen Jahren des Fernwehs habe ich mich dazu entschieden, und ich genieße die Freiheit, die Abenteuer, die wir erleben, und die Menschen, die wir kennenlernen, wahnsinnig. Und hat nicht jede Situation ihre Vor- und Nachteile?
Neid ist einfach, v.a. wenn man nicht weiß, was der andere für ein Päckchen zu tragen hat.
Zeigt sich nicht die große Mehrheit in den gängigen Social Media Kanälen stets von ihrer besten Seite? Da kann man schon mal vergessen, dass andere Menschen auch Probleme haben. Ich glaube, es würde vielen gut tun, sich immer mal wieder vor Augen zu führen, wofür sie dankbar sein könnten. Mich immer wieder daran zu erinnern, hilft die Zweifel etwas zu zerstreuen. Na gut, und das Meer vor der Nase ist dabei auch recht hilfreich :-)
Auf Pinterest!? Pin it! :-)
Dir ging es schon mal ähnlich?
Teil deine Gedanken zu diesem Thema gerne in den Kommentaren.
Oh ja Babs, das kann ich verstehen :-) ging mir in NZ auch eine Zeit lang so! Ihr fehlt mir hier in MUC!
Habt noch eine tolle Zeit mit vielen tollen Momenten!
Drück dich!
Sind nicht gerade (Reise-)Blogger genau jene, die diese Illusionen beflügeln und Facebookfeeds füllen? Sogar bei der Überschrift „Grumpy in Paradise“ gibt es nur strahlendes Lächeln + strahlendes Meer.
Auf unzuähligen Blogs posten Frauen und Männer ihre perfekt durchtrainierten Körper, und später kommt der Aufschrei, dass dies doch alles nicht ganz so echt sei (z.B. Essena O’Neill).
Letztendlich funktionieren aber alle diese Blogs, inklusive Reiseblogs, vor allem wegen der Illusion, die sie kreieren und welche sich die Menschen erträumen. Eine Kritik, dass man Teil dieser Illusionsmaschinerie ist, ist daher ein wenig deplatziert. Es ist schließlich euer Job, diese zu kreieren. Bis wir so weit sind, dass unvorteilhafte Bilder etc. gepostet werden und damit auch noch Geld verdient werden kann, ist es noch ein weiter Weg.
Und es liegt mitunter auch in der Verantwortung der Leser, zu wissen, dass der Himmel in Echt nicht immer ganz so strahlend ist.
Außerdem ist jedem klar, der schon einmal eine Reise unternommen hat, dass es nicht immer easy ist. Ich will nicht sagen, dass der Artikel überflüssig ist, aber es ist so, als würden Sportler über die Anstregung beim Sport schimpfen.
Der Artikel ist richtig und wichtig, aber sehr aus deiner eigenen Perspektive geschrieben. „Daheim“ kämpfen ebenfalls viele Menschen gegen ein leeres Bankkonto, und können es sich bei Eiseskälte evtl. nicht auf einem kuschligen Sofa bequem machen.
So hält sich mein Mitgefühl trotz deiner guter Gedanken doch sehr in Grenzen. Es war schließlich auch deine eigene Wahl.
Meine Rede. Ich bin auch oft grantig, weil mal wieder so viel ARbeit und so wenig Geld wartet – trotz der tollen Unterkunft und der schönen Umgebung, in der andere Urlaub machen. Ich hab auch drüber geschrieben: Nein. ich bin auch nicht immer nur auf Urlaub! http://www.wiederunterwegs.com/reiseblog-urlaub-arbeit-business/
Angelika :) Schön von dir zu hören! Oh ja, den Artikel haben wir uns letztens durchgelesen. Echt gut. So blöd, dass man sich immer wieder „rechtfertigen“ muss, nicht wahr ;)
Ganz liebe Grüße von uns beiden
Ohhhhhhh, du sprichst mir aus der Seele!!! Es ist einfach soooo wahr, alles was du sagst ist so, so wahr und ich habe die exakt gleichen Gedanken wie du!
Niemand Zuhause denkt daran, dass es auch anstrengend sein kann morgens noch nicht zu wissen, wo man abends aufwachen wird. Dass es viele Kopfschmerzen bereitet nicht zu wissen, wie lange das Geld noch reichen wird und wo man als nächstes einen Nebenjob finden wird. Dass man in weniger entwickelten Ländern zwar weniger Kopfschmerzen wegen des Geldes hat, dafür aber nach jedem Essen hoffen muss die Nacht nicht auf dem Klo verbringen zu müssen.
Manchmal, ganz manchmal wünsche ich mir auch wieder meinen normalen Alltag, mit einem Schrank voller Klamotten und dem Wissen, dass es nur eine ganz normale Woche sein wird….
Ich glaube, wir Reiseblogger müssen auch diese Seite mal des Öfteren hervorheben: Vorsatz für 2017 ;-)
Danke für diesen Beitrag!
Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Christina! :) Es ist schön zu wissen, dass es Menschen gibt, die verstehen was ich meine, und tröstlich auch, dass es nicht nur mir so geht, haha ;) Im Übrigen habe ich mal kurz in deinen Blog reingelesen, well done. Ich hoffe, dass euch die Pause auf Bali gut tut und sich jobtechnisch etwas ergibt :) LG