Gastbeitrag von Barbara, August 2015 – Die Weiterreise vom Silver Lake an der Rumaenischen Grenze stand an. Alles war gepackt und wir wollten uns am naechsten Morgen wieder auf unsere Raeder schwingen, doch dann kam etwas dazwischen…
Es ist ein warmer Abend und ich jogge entlang der Donaupromenade nahe der kleinen Stadt Veliko Gradiste. Ploetzlich kreutzt ein winziges Lebewesen meinen Weg:
Eine kleine Katze! Ich stoppe und versuche sie zu locken: „Mietz, Mietz, Mietz…“ Sie miaut ganz klaeglich, ist voellig zersaust und abgemagert. Waehrend ich sie streichel, beginnt sie zu schnurren. Erst wenige Wochen alt, scheint sie mutterlos umherzuirren. Um nicht vorschnell zu handeln, gehe ich weiter, doch sie folgt mir. Schliesslich fasse ich den Entschluss sie mitzunehmen. Waehrend ich das kleine, veraengstigte Buendel Leben zu unserem Appartement trage – vorbei an Hunden, laermenden Autos und der Partymeile – verspreche ich ihr, auf sie aufzupassen und fuer sie zu sorgen, wohl auch um mir selber Mut zu machen, wohlwissend was fuer eine schwerwiegende Entscheidung ich getroffen habe.

Endlich angekommen, Matthias Reaktion: „Ohhhhhh!!!“ Die Katze versteckt sich hinter der Couch, sie ist sehr veraengstigt. Matthias meint nur: „Hmmm, vielleicht bringst du sie besser wieder weg.“ Und ich hatte doch auf Unterstuetzung gehofft. Egal, nun ist sie hier. Ich locke sie mit etwas Brot hervor, sie verschlingt es geradezu. Im Licht der Wohnung kommt das ganze Elend zum Vorschein: Ihr Fell ist struppig und voller Ungeziefer. Ich unterziehe sie einer gruendlichen Waesche, was sie gar nicht mag.

Voller Angst miaut sie herzzerreissend laut. Durchnaesst wie sie ist, wird deutlich, dass sie voellig abgemagert ist, kaum Fett, nur Haut und Knochen. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass sie draussen ueberlebt haette. In ein Handtuch gewickelt, lege ich sie auf den Balkon. Ich kann lange nicht schlafen, recherchiere online, was Kaetzchen brauchen. V.a. Waerme, da sie diese noch nicht selbst regulieren koennen. Ich gehe raus, dankbar klettert sie auf meinen Schoss, geniesst die Streicheleinheiten und schnurrt und schnurrt… in diesem Moment bin ich sicher, das Richtige getan zu haben.

Litte Mietz in Serbia

Am naechsten Tag spreche ich mit unseren Vermietern, die das Ganze ueberraschend gelassen nehmen. Sie warnen mich nur, dass es schwierig wird, jemanden fuer sie zu finden, da es zahlreiche streunende Hunde und Katzen in Serbien gibt. Das werde ich noch oft hoeren: „Du bist ja verrueckt!“ Aber davon lasse ich mich nicht abschrecken. Mit Hilfe von Milos aus der Touri-Info bestelle ich einen Tierarzt, der ihr Vitamine verabreicht und ihr Fell behandelt.

Ich koche Huehnchen, kaufe Katzenfutter und hole Kies von einer naheliegenden Baustelle fuer ein Katzenklo, welches sie recht schnell benutzt. Insgesamt ist sie eine Woche bei uns, beginnt ausgelassen zu spielen und entwickelt sich ueberraschend gut. Matthias und ich haben sie so sehr ins Herz geschlossen, dass wir sie am liebsten behalten wuerden. Aber das geht leider nicht. Entgegen aller Vorhersagen haben wir Glueck: Lidijas Cousin Milan lebt auf einem kleinen Bauernhof und will sie aufnehmen. Mit einem lachenden und weinenden Auge verabschieden wir uns also von ihr. Ich bin sicher, sie wird es dort gut haben. Und vielleicht besuchen wir sie ja naechstes Jahr…

Video:

Little #kittycat caught playing. #cat #cute #katze #mietz A video posted by Matthias Derhake (@matthias_traveltelling) on