Eine Reise durch Albanien
Meiner Meinung nach ist die Balkanregion als Reisedestination noch immer komplett unterbewertet und wird allgemein unterschätzt. Was aber eigentlich gar nicht so schlimm ist, weil sie dadurch vom Massentourismus und all den damit verbundenen Nachteile bisher noch verschont geblieben ist. Aus genau diesem Grund zieht es mich auch immer wieder dort hin. Verlassene wunderschöne Landschaften, tolle Strände, Seen und Natur, interessante Städte zwischen alt und modern mit ganz eigener Identität und gastfreundliche Menschen. Unsere diesjährige Balkanreise dauerte zwei Monate, von denen wir drei Wochen in Albanien verbracht haben. Schon bei unserer Recherche im Vorfeld haben wir nur Gutes gelesen. Dies haben wir zum Anlass genommen, einen Round Up Post zu machen. Ich gebe zu, es war gar nicht so leicht Reiseblogger zu finden, die bereits nach Albanien gereist sind. Nach einigen Wochen sind dann aber doch ganze Sieben zusammengekommen, die über ihre Erinnerungen, Erlebnisse und Erfahrungen aus diesem schönen, abenteuerlichen und teilweise noch unerschlossenem Reiseland berichten, in dem der Minibus das wohl noch am häufigsten genutzte Fortbewegungsmittel für Reisende und Einheimische ist. Danke an dieser Stelle an alle, die mitgemacht haben und ihre tolle Erlebnisse mit uns teilen! Und los geht’s:
Erinnerungen an Albanien
Simon von Unterwegs-Reiseblog

Einen Monat lang war ich unterwegs, als ich mit meinem Auto Albanien besucht habe. Dabei sind mir viele Dinge begegnet, die schön waren, mich überrascht haben und mich nachdenklich gemacht haben. Die Landschaft ist abwechslungsreich und teilweise wunderschön. Das Essen ist gut und die Menschen hießen mich stets willkommen. In den kleinen Städten herrscht eine geheimnisvolle Atmosphäre und oft muss man nicht lange fahren, um weit abseits aller modernen Welt zu sein.
An vielen Stellen findet man in Albanien verlassene, aufgegebene Industrieanlagen. Besonders eindrucksvoll ist das Geisterkraftwerk von Fier. Ich hatte das Glück, es besuchen zu können. Tief in den Bergen hinter Rubik liegt eines der bedeutendsten Überbleibsel der vergangenen Diktatur. Das Arbeits- und Gefangenenlager Spac ist nur über eine steile unbefestigte Straße zu erreichen. Doch es lohnt sich. Hier kann man das Leid der Gefangenen spüren, die in den Minen und dem Gefängnis arbeiten und sterben mussten.
Die beiden kleinen Städte Berat und Gjirokastra sind einzigartig. Und nicht nur die Städte selbst. Auch das Erforschen der Berglandschaften, in denen sie jeweils liegen, ist ein tolles Erlebnis. Ich habe Albanien vermisst, sofort als ich es über die Grenze nach Montenegro verlassen habe. Und eines ist sicher, ich werde wiederkommen und dann hoffentlich noch viel mehr Zeit mitbringen.
Über Simon und seinen Reiseblog
unterwegs-reiseblog.de ist seit gut einem Jahr mein Reiseblog. Die Länder im Osten und Südosten Europas interessieren mich besonders. Es gefällt mir, dass man dort als Reisende/r oft einsam unterwegs ist und dass vieles dort noch abenteuerlich und unentdeckt ist. Am liebsten bin ich mit dem eigenen Auto unterwegs.
Kontraste zwischen Mittelalter und Moderne
Ivana von Weltenbummlerin

Albanien stand schon eine Weile auf meiner Bucket List und im Rahmen einer kleinen Balkan-Tour hat sich dann die Gelegenheit ergeben, mir diesen weißen Fleck einmal näher anzuschauen. Ich muss zugeben, es war nur ein kurzer Blick, aber er hat definitiv Lust auf mehr gemacht. Ich fand gerade die Kontraste zwischen Mittelalter und Moderne faszinierend, aber die Frage ist, wie lange du noch Pferdefuhrwerke auf der Schnellstraße sehen wirst.
Mein persönliches Highlight war Berat mit der Festung Kalaja. Von den wenigen Geschäften und Restaurants abgesehen ist das Dorf mitten in der Festung ziemlich verlassen. Du kannst durch die Gassen streifen und fühlst dich dabei mindestens einige Jahrzehnte zurückversetzt. Die Menschen, die dort wohnen, lassen sich durch die paar Ausländer nicht wirklich stören, genauso wie die Hühner und die Hunde, die überall herumlaufen. Die Umgebung erinnert ein wenig an Italien und der Kopf von Konstantin dem Großen ist ein beliebtes Fotomotiv. Natürlich darf eine orthodoxe kleine Kirche genauso wenig fehlen wie die kleinen Läden, in denen du noch Krimskrams aus der jüngsten sozialistischen Vergangenheit bekommst. Auf keinen Fall solltest du einen leckeren Snack in Form eines üppigen Vorspeisentellers versäumen, bevor du weiterreist und einen Schwatz mit dem freundlichen und gesprächigen Wirt, der sich darüber freut, wenn einmal Ausländer in dem kleinen Ort auftauchen.
Über Ivana und ihren Reiseblog
Ivana von weltenbummlerin.de reist seit mehr als 25 Jahre mit dem Rucksack durch die Welt. Auf ihrem Blog findest Du viele Tipps für individuelles Reisen, egal ob es um Ausrüstung oder einzelne Orte oder Länder geht. Vor allem soloreisenden Frauen gibt sie viele praktische Tipps, denn sie ist sehr viel allein in Asien und in arabischen Ländern gereist.
Enthusiastische Begegnung in Shkodra
Lena von Family4Travel

Eigentlich wollten wir um Albanien ja einen Bogen machen. Wir hatten Vorurteile, von wegen Anarchie, Blutrache und tollwütigen Straßenhunden. Was man eben so hört, wenn man sich noch nie weiter mit diesem Land beschäftigt hat. Auf unserem Weg gen Süden trafen wir aber immer mehr Leute, die uns von ihren Reisen nach Albanien vorschwärmten. So wagten wir das Abenteuer also doch. Und siehe da: Wir fanden supernette Menschen, herrliche Strände, beeindruckende Natur und interessante Sehenswürdigkeiten.
Am besten hat es uns in Shkodra gefallen. Die Stadt ganz im Norden des Landes liegt am wunderschönen Skutari-See. Es gibt ein Museum über die traditionelle albanische Lebensweise, eine beklemmende Gedenkstätte, die an den Terror der Hoxha-Zeit erinnert, eine mittelalterliche Festung und ein überraschend hübsches Stadtzentrum, das zum Bummeln einlädt. Auch die Kinder fanden Albanien toll.
Als Touristen wurden wir überall sehr herzlich empfangen. In Shkodra kam ein junger Mann auf uns zu, vergewisserte sich, dass wir Urlauber seien, und freute sich so darüber, dass er Silas ein Kuscheltier schenkte. Wir bedankten uns, waren aber im ersten Moment sehr verdattert. Das Teufelchen auf meiner Schulter erinnerte mich an Krimis, in denen ahnungslose Touristen als Drogenkuriere benutzt wurden. Aber nichts dergleichen: Es war nur die erste von vielen Begegnungen, bei denen Albaner ihrer Freude über westliche Besucher Ausdruck verliehen. Das Kuscheltier hat bis heute einen Ehrenplatz im Kinderzimmerregal.
Über Lena und ihren Reiseblog
11 Monate lang sind wir zu viert durch ganz Europa getingelt: mein Mann, unsere beiden Jungs im Grundschulalter und ich, durch 21 Länder. Auf family4travel berichte ich von den Abenteuern, die wir dabei (und seitdem) erlebt haben.
Strandparadies Ksamil & Sarande
Matthias von TravelTelling
Unsere Reise durch Albanien hat uns neben Pogradec, Korca, Dürres und Tirana auch nach Sarande geführt. Es war uns zwar bekannt, dass Albanien über einen weitläufigen Küstenstreifen verfügt, aber dass wir so ein Paradies vorfinden würden, haben wir nicht erwartet. Viele kleine Traumstrände, kristallklares Wasser, hübsche Bars, Restaurants und süße kleine Supermärkte. Noch heute schwärmen wir von unserer Woche im kleinen Örtchen Ksamil, das von Sarande mit dem Local Bus in nur 20 Minuten zu erreichen ist. Die Fahrt kostet umgerechnet 50 Cent, und wenn man mit dem Bus noch ein bisschen weiter fährt, gelangt man direkt nach Butrint. Butrint ist eine kleine halbversunkene Stadt, die früher einmal griechisch war. Mittlerweile ist sie Weltkulturerbe und zählt zu den beeindruckendsten kulturellen Highlights Albaniens. Die griechische Insel Korfu befindet sich quasi direkt nebenan und ist mit der Fähre in weniger als einer Stunde zu erreichen. Übrigens hat Korfu hat einen Flughafen, der von einigen Airlines auch von Deutschland aus angeflogen wird. Tipp: Wenn es geht, empfiehlt es sich die Hochsaison zu meiden und stattdessen spätestens im Juni oder Ende August anzureisen, da es sonst leider ziemlich überfüllt ist.
Über Matthias und seinen Blog
Auf TravelTelling schreibt Matthias über langsames und genussvolles Reisen in unkonventionelle Destinationen. Auf seinen Reisen ist er zumeist nur mit Handgepäck unterwegs oder erkundet verschiedene Länder auch gern mit dem Fahrrad als Radreise. Hauptsache abenteuerlich und aktiv.
Unterschiedliche Zeitgeister in und um Shkodra
Manu von WorldCalling4Me
Shkodra ist eine Stadt im Norden Albaniens und zählt mit ihren 140.000 Einwohnern zur fünftgrößten Stadt Albaniens. Besonders empfehlenswert ist ein Spaziergang durch die Altstadt. Hier findest du nicht nur zahlreiche Straßencafés, die geradezu dazu einladen, das bunte Treiben zu beobachten, sondern auch die Ebu-Bekr-Moschee, die sich am Anfang der Fußgängerzone befindet, die Stephanskathedrale (auch „Große Kirche“ genannt) und, drei Kilometer nördlich von Shkodra die Brücke von Mes. Die gilt als die damals bedeutendste und heute noch besterhaltene Brücke Albaniens. Bedeutend deswegen, weil sie als Handelsroute zwischen Albanien und dem Kosovo diente.
Besonders auffallend sind hier auch die Kontraste zwischen völlig heruntergekommen und total modern, die dir immer wieder in Albanien begegnen. Während du beispielsweise auf der einen Straßenseite völlig zerstörte, zusammen bröckelnde Häuserfronten siehst, sind die Häuserfronten auf der gegenüberliegenden Seite modernisiert und erstrahlen in neuem Glanz. Zurückzuführen ist dies wahrscheinlich auf Albaniens Vergangenheit, die nach wie vor noch in der Gegenwart nachwirkt.
Ein kleines Schmuckstück findest du ein paar Kilometer südlich von Shkodra: Auf einem Hügel zwischen den beiden Flüssen Drin und Buna liegt die Burgruine Rozafa , deren Ursprünge auf die vor-römische Zeit zurückgehen. Von hier oben hast du nicht nur einen sagenhaften Blick über das Land, sondern begegnest auch unterschiedlichen Zeitgeistern: Die unterschiedlichen Courtyards des Burgareals stammen aus unterschiedlichen Epochen.
Über Manu und ihren Reiseblog
Eines von Manus größten und leider auch teuersten Hobbys ist das Reisen. Aber so wie die einen ihr abendliches Bierchen brauchen, so braucht sie alle paar Wochen eben einen Tapetenwechsel. Reisekrankheit? Wanderlust? Chronisches Fernweh? Addicted to traveling? Oder einfach nur auf dem Weg zum Erwachsenwerden falsch abgebogen? Was auch immer – auf ihrem Blog WorldCalling4Me kannst du sie auf ihren Reisen begleiten.
Berat – die Stadt der Tausend Fenster
Jorina und Timo von CheersAndCheese

Berat, auch die Stadt der tausend Fenster genannt, ist unserer Meinung nach völlig zurecht zum UNESCO-Welterbe ernannt worden und in jedem Fall einen Aufenthalt wert. Die Stadt verbindet nämlich das moderne Albanien mit der Tradition aus vergangenen Tagen. Neben den Jahrhunderte überdauernden Häusern in den Stadtteilen Mangalem und Gorica befindet sich in Berat auch die über 700 Jahre alte Burgfestung Kalaja, die über der Stadt thront und heute immer noch bewohnt und mit Leben gefüllt wird. Auf der anderen Seite läd der neu gestaltete Boulevard zum Verweilen ein. Hier kannst du in einem der zahlreichen Restaurants und Bars das albanische Leben bei einem herrlichen Wein genießen. Wir haben unsere Zeit dort sehr genossen und behalten Berat als eins der großen Highlights unserer Albanienreise in Erinnerung.
Über Jorina und Timo und ihren Reiseblog
cheersandcheese.reisen – Das sind Jorina aus Köln und Timo aus Duisburg, die seit 2014 gemeinsam auf Reisen gehen und gerne auch mal abseits der touristischen Hotspots Land und Leute kennen lernen. Besonders gefallen hat es den Beiden in Südostasien und Island. Und wieso eigentlich Cheers&Cheese? Das liest du am besten auf Ihrem Blog CheersAndCheese nach!
Wieso denn bitte Albanien?
Babsi von B andTheWorld

Was du fliegst nach Albanien? Warum Albanien? Was kann man denn dort machen? Dieser Frage begegnete ich vor meiner Reise das eine oder andere Mal kurz vor meiner Reise nach Albanien.
Meine erste Albanienreise führte mich im Mai 2017 nach Shkodra in Nordalbanien. Shkodra ist sozusagen das kulturelle Zentrum Albaniens, da es auch lange Zeit die Hauptstadt Albaniens war. Wenn man von Traumlage spricht, so erfüllt Shkodra diesen Punkt zu 100 %. Zum einen gibt es da den Skutarisee, der sich vor den Toren Shkodras ausbreitet und bis weit nach Montenegro reicht, und zum andren schlängeln sich die Flüsse Kir, Drin und Buna rund um Shkodra. Darüber hinaus ragen im Hintergrund majestätisch schneebedeckte Berge in den Himmel. Die unberührte Bergwelt lädt zu ausgiebigen Wanderungen bei atemberaubender Kulisse ein. Wem das nicht reicht, der findet rund zwanzig Autominuten von Shkodra entfernt zwei großzügige Sandstrände.
Aber Achtung, in meinem Artikel warten ein paar Foodie-Geheimtipps auf euch. Fast vierzig, sich mehr als lohnende, Autominuten dauert die Fahrt in das Eldorado von Mirzi i Zanave. Dieser, sagen wir, „Bauernhof“ liegt bei Fishtë. Hier hat man sehr früh verstanden was Nachhaltigkeit bedeutet und verkocht regionale Produkte zu wunderbaren Menüs, bei denen einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Hier geht’s zum Blogbeitrag.
Über Babsi und ihren Reiseblog
Mein Name ist Babsi und ich betreibe den Reiseblog B. and the World. Mit meinem Blog, B. and the World, erfülle ich mir einen lang gehegten Wunsch. Ein persönliches Reisetagebuch, das von jedem Ort der Welt für mich und andere zugänglich ist. Alle Reisen, die am Blog zu finden sind, sind allesamt individuell von mir gestaltet und können problemlos „nachgereist“ werden.
Die schönsten Orte in Albanien
Ich hoffe dir hat dieser Beitrag gefallen. Danke nochmal an dieser Stelle an alle Reiseblogger, die bei diesem Round Up Post mitgewirkt haben. Ohne euch, wäre diese schöne Sammlung an Eindrücken nicht entstanden.
Und weil uns Albanien so gut gefallen hat, habe ich hier noch einen ausführlichen Fotobericht inklusive Geheimtipps unserer drei-wöchigen Albanien Reise erstellt: Die 19 schönsten Orte in Albanien :-)
Alle Informationen über das Wetter und die beste Reisezeit für einen Strand- oder Wanderurlaub in Albanien findest du übrigens in diesem Beitrag.
Tipp für Abenteurer: Radreise durch Albanien
Interview mit Bora über eine Radreise durch Albanien
Albanien wird leider immer etwas unterschätzt.
Grüße
Kilian
Hey alles bei euch grade durch gelesen…. bin begeistert!…. und plane dieses Jahr Sommer eine Rundreise nach Albanien 3 Erwachsene und ein Kind 12 Jahre…. bin mir noch nicht sicher wie ich die Rundreise anfangen soll von Tirana !!
Wir fahren in August sprich Hochsaison aber wir suchen noch unberührtes Land sprich kein Massentourismus finde ich das in Albanien in August?
Liebe Ulla,
Albanien ist natürlich auch das Lieblinsgreiseland der Albaner/innen selbst. Daher ist zu der Zeit überall etwas los. Habe daher leider keinen guten Tipp für dich :-/ . LG, Matthias
Wow, das macht wahnsinnige Vorfreude, wenn mein Freund und ich in drei Wochen durch Albanien reisen! Wir haben uns für eine Reisegruppe entschieden, damit wir nicht so alleine dastehen!
Sehr schön! Viel Spaß auf eurer Reise :-)
Hallo zusammen, ich bin 55 (weibl.) und war vorletztes Jahr eine Woche allein in Albanien, im Valbona Nationalpark. Meine größte Sorge war die, auf Bären zu treffen, denn ich war jeden Tag in den Bergen unterwegs. Mal eine Passüberquerung, mal Bergtouren hinauf zu den Schafalmen. Ich traf oft den ganzen Tag niemanden, konnte mich wie in einem Winnetou Film fühlen und genoss die Hitze (auf 2000 m immer noch ca 35°C im August) und gleichzeitig die herrlich kalten Bergbäche. Ich wurde von den Einheimischen sehr herzlich aufgenommen, mit Wasser versorgt und fast wie eine Prinzessin behandelt. Ich traf auf sehr große Armut in den Bergen, da asphaltierte Straßen dort fehl am Platze sind. (Ebenso teilweise Strom, ärztliche Versorgung und fließendes Wasser). Ich war der Star mit meiner Reiseapotheke und habe einer Bäuerin einfach alle meine Medikamente geschenkt. Ich bin immer noch begeistert über die gewaltige Naturschönheit, die Unberührtheit und Mentalität der Bewohner. Ich würde auch als Frau sofort und uneingeschränkt jederzeit wieder dorthin reisen (Ich war auch in Skodra und Tirana). Ein Land im Aufbruch des Tourismus- wer weiß wie lange die Bewohner noch so unverfälscht auf Touristen reagieren.
Hi Anna,
wir haben offensichtlich etwas ganz anders wahrgenommen als Sie oder tatsächlich anders erlebt.
Gerade in Vlora haben wir viel Armut gesehen und zwar nicht an der Promenade, sondern im Zentrum. Wir haben in einer geradezu erbärmlichen Wohnung mitten in einem der ex-kommunistischen Viertel gewohnt (Wasser fiel aus, Treppenhaus bröckelte förmlich ab, kaputte Fenster und Mauern, einfachste Ausstattung), die uns eine Lehrerin aus finanzieller Not untervermietet hat. Ihr Mann war – wie scheinbar so viele- arbeitslos und sie hatte Mühe, ihre Familie mit ihrem Gehalt über die Runden zu bringen und sie sind -nach ihrer Aussage und dem, was wir schon wussten -nicht die Einzigen. Aber auch auf dem Land (und zum Teil auch an der Küste) hatten die Leute deutlich größere Schwierigkeiten finanziell zurecht zu kommen als wir es bisher auf Reisen in Europa erlebt haben. Anders als ziemlich arm konnten wir die vielen Obst- und Gemüse- oder Fischverkäufer, Zimmeranbieter am Straßenrand oder Autowäscher einfach nicht wahrnehmen.Die Zahlen der Jugendarbeitslosigkeit in Albanien sprechen da ja auch für sich (die monatliche Rente von angeblich nur 60- 90€ auch)…Aber alle waren nett dabei und bescheiden und unglaublich großzügig- das hat uns sehr beeindruckt. Und – ja, natürlich- schlimmer geht immer!
Was die Religion anbelangt, waren unsere Eindrücke auch eher subjektiv, aber wurden von einigen persönlichen Kontakten mit den Leuten vor Ort untermauert. Zumindest äußerlich gibt sich keine Religionsgruppe dominant oder extrem. Wir wurden in Kirchen, Moscheen und Klöstern gleichermaßen freundlich Willkommen geheißen und fanden es besonders lustig, einen Immam mit einem Pater im Gespräch vertieft durch ein kleines Dorf schlendern zu sehen.
Die Zahlen, die wir (zum Teil auch aus unseren Reiseführern) kennen, entsprechen da auch nicht Ihren . Und so liest man zum Beispiel auf Wikipedia dieses:
„Weitere Untersuchungen aus den letzten Jahren nennen sehr unterschiedliche Zahlen. Gemäß Erhebungen der Albanischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahre 2003 zählten sich ungefähr 40 % der Albaner zu den Sunniten, 20 % zum Bektaschi-Orden, weitere 20 % zur orthodoxen Kirche und etwa 10 % zur katholischen Kirche. Die restlichen 10 % bezeichneten sich als Atheisten oder gehören anderen Religionen und Konfessionen an, insbesondere evangelischen oder evangelikalen Freikirchen.[10] Eine Studie des albanischen nationalen Statistikamts Instituti i Statistikës von 2005 stellte einen Anteil von 79,9 % Muslime an der Gesamtbevölkerung Albaniens fest.[11] Schätzungen der 2018 veröffentlichten Swiss Metadatabase of Religious Affiliation (SMRE) gehen für den Zeitraum 2000 (1996–2005) von 8 % Katholiken, 15 % Orthodoxen, 65,9 % Muslimen und 10,9 % Personen ohne Religionszugehörigkeit aus,[12] für den Zeitraum 2010 (2006–2015) geht die Schätzung der SMRE von 8,7 % Katholiken, 9,1 % Orthodoxen, 52,5 % Muslimen und 29,5 % Personen ohne Religionszugehörigkeit aus.[13]“
Ist mir persönlich aber ziemlich egal, wenn ich keine Unruhe oder Fanatismus spüre und das haben wir wirklich nicht. Im Gegenteil: Alle Albaner, die wir gesprochen haben (auch aus dem Kosovo), haben uns versichert, dass die Religionszugehörigkeit keine Rolle für die sozialen Beziehungen spielen würde und man sich gegenseitig völlig akzeptiere.Ob das wirklich stimmt? Keine Ahnung, aber es schien zumindest so…
Der letzte Punkt, den Sie angesprochen hast, ist der Wein. Ich weiß nicht, was wir falsch gemacht haben?! Wir haben weder beim Winzer noch beim privaten Bauern geschweige denn im Supermarkt einen Wein bekommen (obwohl wir bis zu 15 € die Flasche ausgegeben haben), der auch nur annähernd dem entsprochen hatte, was wir von Italien, Frankreich oder Spanien kennen. Gerade die Rotweine waren seltsam orange und sauer. Aber das war vielleicht einfach nur Pech oder mangelndes Wissen, woher man einen gute Tropfen bezieht…
Naja, Sie scheien ja das Land auch gerne zu haben- da sind wir zumindest da einig;-) Genießen Sie Ihren Urlaub dort – oder was immer Sie dort machen und seien Sie gegrüßt!
Auch wir, eine kleine Truppe bestehend aus zwei Teenagern nebst ihrer Mutter und der besten Freundin, waren diesen Sommer in Albanien und können Vieles, was oben beschreiben wurde, nur unterstreichen. Zwar waren wir nur im Süden unterwegs, aber da haben wir so viel wie möglich mit dem Mietwagen „abgeklappert“: Ksamil, die albanische Riviera, Vlora, Berat, den Ohridsee, Permet und Gjirokaster. Auch einen kurzen Abstecher ins verbotene Lazarat haben wir uns nicht entgehen lassen (man konnte jedoch nichts sehen- es waren überall Mauern, aber geschossen wurde zum Glück nicht!).
Wir hatten vorher viel über Albanien gelesen und waren trotzdem oft sehr überrascht vor allem über die wechselnde Natur und die Geschwindigkeit, mit der sich dort scheinbar etwas verändert. Das „Blue eye“ ist inzwischen absolut kein Geheimtipp mehr, sondern wird von zahlreichen PKWs, Campern und Reisebussen frequentiert. Große Hinweisschilder, Bars, Souveniershops und Parkplatzwächter gab es auch (damit hatten wir nicht gerechnet, weil ein Bericht von vor 2 Jähren noch Ursprünglichkeit versprach). Aber, und das galt für fast alle Touristen-Attraktionen des Landes: Sie haben sich gelohnt! Die tiefblaue, sprudelnde Quelle eines entstehenden Flusses muss man einfach gesehen haben (man geht wegen des Drucks gar nicht unter, wenn man reinspringt- sehr speziell), Gjirokaster, Berat mitsamt ihrer Burgen sind sehr hübsch, der Ohridsee auch und die albanische Riviera zumindest dort, wo nicht hässlich in die Landschaft gebaut wurde oder Bauruinen rumstehen, ein Traum (in türkis!)!
Aber das alles ist nicht das, was uns in Erinnerung bleiben wird. Es ist (für uns „Alten“) vor allem das Gefühl einer seltsamen Reise zurück in die alten Zeiten : der DDR zum einen (durch die vielen Bauten im kommunistischen Stil) und der Kindheitsurlaube nach Griechenland oder Spanien/Italien zum anderen (Wo in Europa sieht man denn noch Eselskarren, Kutschen und Menschen, die mit einfachsten Mitteln ihre Felder bestellen oder die am Straßenrand ihre Ernte feilbieten?). Für die „Kinder“ war das eher Neuland, aber gut, dass sie etwas Nostalgie schnuppern konnten.
Besonders wird uns allen auch in Erinnerung bleiben, wie Moslems und Christen scheinbar konfliktlos und friedlich miteinander leben. Kirchen und Moscheen stehen zum Teil nebeneinander und während der Muezzin singend zum Gebet auffordert, läuten gleichzeitig die Glocken der Kirchen.
Besonders sind auch die die vielen „Waschanlagen“, die es an jeder Ecke gibt und die für wenig Geld die vielen Mercedesse und co in einer atemberaubenden Geschwindigkeit billigst säubern. (Es muss in jeder albanischen Familien mindestes einen Autowäscher geben und einen Minimarktbesitzer sowie einen Ferienwohnungvermieter…., vielleicht auch einen Barber?!)
Die Albaner waren -bis auf in den großen Küstenorten- extrem (gast-) freundlich, so dass wir manchmal schon beschämt waren ob unseres Reichtums und unserer westliche- egoistischen Kultur…
Hier nun in Kürze unsere persönlichen und subjektiven Highlights ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
tolle Strände der Riviera (zwischen Sardana und Vlora), wenn man mit dem Auto nicht oder nur schwerlich hinkommt. Borsh uns seine lange Bucht mit allem, was gegensätzlicher nicht sein kann (hässliche Hotels, urige Strandbuden, großartiges Tal, wildes oder geordnetes Camping am Strand,gen Süden immer einsamer und schöner), Obst und Gemüse satt in jedem Ort, albanisches Bier, Fisch und Meeresfrüchte, Lukove (auch Qeparo und Himarae) und viele schönen Buchten (aber Achtung: fast überall Kiesstrand, jedoch meistens sandig im Meer selbst), Zimmersuche über bookingcom, hostelworld oder Airbnb (schön privaten günstig möglich, Butrint am späten Nachmittag, die Natur im Hinterland (vor allem die Strecke von Korca nach Permet- atemberaubend!!!), die Thermen und die Schlucht bei Petran, überhaupt das viele Wasser in diesem Land , die Burg von Berat sowie seine christlichen und osmanischen Viertel, die Hilfsbereitschaft der Menschen, die Sicherheit (Wir hatten nirgendwo Angst vor Überfällen oder Diebstahl) und noch vieles mehr…
Was uns nicht so gut gefallen hat:
das zersiedelte Ksamil mit seinen künstlichen und liegebestuhlten Stränden (und zum Teil viel Müll auf dem Meeresboden) , die Tourimetropolen Saranda und Vlora (weil für unseren Geschmack zu rummelig, schmutzig und hässlich), die Armut (für die natürlich keiner etwas kann, die aber gerade in den größeren Städten bedrückend präsent ist und die uns das Gefühl gegeben hat, dass viele Albaner- trotz „neuer“ Freiheit – immer noch gefangen sind), die Bauruinen und verfallenen Bauten aus kommunistischen Zeiten, der Wein(zumindest den wir hatten), die Warenangebote auf den Märkten (Basaren), auf denen vor allem billige Chinaware verkauft wird und manchmal die Straßen, die auf kurzen Strecken kaum mit dem normalen PKW zu befahren waren.
Aber das Positive hat auf jeden Fall dominiert und wir finden, dass Albanien absolut sehens- und lebens und liebenswert ist!!! Diese kurze Reise (zweieinhalbeinhalb Wochen) hat uns Lust auf mehr gemacht.Wir werden auf jeden fall wiederkommen!
Falimenderit und Meropafshim Shkipëri!
Hi Nicola :-)
Wooow, da bin ich ja total beeindruckt! Vielen Dank dass du deine Reiseerfahrungen hier mit uns teilst! Schön, dass ihr eine so tolle Zeit hattet!
Alles Liebe und viel Spaß bei der nächsten Reise.
Falimenderit und Meropafshim Shkipëri,
Matthias
In Albanien leben Moslems und Christen nicht friedlich nebeneinander. Die meisten Albaner ca 85 % sind konfessionslos.
In welchen Großstädten haben Sie denn große Armut gesehen, denn ich bin gerade in Albanien und kann das nicht bestätigen. Man sieht höchstens Romakinder, die manchmal betteln, aber die gibt es in jeder Großstadt Europas. In Südalbanien sieht man keine erschreckende Armut!!!
Der albanischer Wein ist einfach top, man sollte aber nicht den billigsten kaufen.
Blue eye war nie ein Geheimtipp. Man muss nicht alles glauben, was andere schreiben, denn Sie schreiben auch über Sachen, die so nicht stimmen, siehe Religion.
Sonst ja, Saranda ist hässlich, Ksamil mag ich auch nicht, aber Vlora sieht schon besser aus und hat eine bessere Infranstruktur.
Mein Lieblingsdorf an der Küste ist Old Qeparo. Es gibt aber such viele schöne und unverbaute Küstenabschnitte, die man nur mit dem Boot erreichen kann z. B. Jrorezs Beach, Kakome, Gjipe etc.