Hand aufs Herz – Bulgarien ist den meisten von euch wahrscheinlich ein Begriff wenn es um Sommer, Sonne, Strand und Party am Gold- oder Sonnenstrand geht!?  Aber dass man im Hinterland Bulgariens sehr eindrucksvolle Kultur- und Naturschätze findet, wissen die wenigsten.

Ich habe mich bei meinem ersten Besuch 2005 in Land und Leute verliebt und komme seitdem regelmäßig wieder.

Klar habe ich bei meinem ersten Besuch in Bulgarien auch mit einem Badeurlaub an der Schwarzmeer-Küste in Sveti Konstantin, unweit von Warna (Varna) begonnen.  Habe aber schnell gemerkt, dass Bulgarien neben einigen schönen Städten und atemberaubender Natur, vor allem aber auch zahlreiche und bedeutsame kulturelle Schätze zu bieten hat. Allein die Hauptstadt des ersten Bulgarischen Reiches „Pliska“, war damals die Stadt, mit der größten befestigten Mauer, noch vor Konstantinopel. Außerdem wurde in Pliska das kyrillische Alphabet erfunden.

Und dann sind da ja auch noch Spartacus und die Thraker. Bevor ich hier aber alles vorweg nehme, lade ich dich ein…

…mitzukommen auf eine Reise, von Warna über Sofia bis nach Widin – fernab von Strand und Massentourismus, auf der du die kulturelle und authentische Seite Bulgariens kennenlernst.

1. 10.000 Jahre bulgarische Geschichte: Größter Historischer Park der Welt eröffnet am Schwarzen Meer in Warna

Die Geschichte Bulgariens ist erstaunlich lang. Im größten kulturhistorischen Bildungspark der Welt, dem Historischen Park Varna, werden die sechs Epochen der letzten 10.000  Jahre Landesgeschichte, vom Neolithikum bis hin zur Blütezeit des ersten und zweiten bulgarischen Königsreiches, auf rund 13 Hektar nachgebildet und interaktiv dargestellt. Der Historische Park wird bis 2022 in drei Phasen fertiggestellt und öffnete seine Tore für eine Zeitreise in die erste, die neolithische Epoche (Kupferzeit 6000 bis 3000 vor Christus) bereits im Juli 2019.

Ich habe nicht schlecht gestaunt, als wir auf dem Parkplatz des riesigen Arsenals ankamen, sich vor mir die gigantische Statue des Sonnenkönigs erstreckte und ich mich durch die Burgtore in den Innenbereich des Parks aufmachte. Eine Miniaturansicht, zeigt die riesige Dimension des Historischen Parks. Er hat keinen typischen Museumcharakter sondern gleicht eher einer historischen Stätte,  in der du dich durch die sechs Epochen der 10.000 Jahre alten bulgarischen Geschichte bewegst.

Historischer Park Varna

Auf deiner Zeitreise kommst du in den Siedlungs- und Bauwerksnachbildungenengen in engen Kontakt mit der Kultur, Lebensweise und dem Handwerk der sechs Epochen. Anhand von Aktivitäten wie Bogenschießen, Reiten, Workshops oder Vorführungen kannst du all dies interaktiv miterleben. Zahlreiche Reenactment Darsteller tragen zum authentischen Erlebnis dieser Reise bei. Zusätzlich werden im Historischen Park Varna Ferienhäuser, ein Hotel mit Kongresszentrum sowie ein Pferdereitzentrum mit Fokus auf altertümliche Vorführungen, Pferdezucht und Pferdetherapie entstehen.

Wer also nicht mindestens zwei Wochen Zeit für eine Kulturreise durch Bulgarien mitbringt, sondern an der Schwarzmeer Küste Urlaub macht, der sollte unbedingt im Historischen Park in Varna vorbeischauen und sich hier auf eine kulturell und geschichtliche Zeitreise mit hohem Unterhaltungswert und Interaktionserlebnis freuen. Ein Highlight für Jung und Alt. Der Historische Park liegt gerade mal 20 Minuten von Varna und auf dieser Website findest du alle weiteren Infos für deinen dortigen Besuch. Im nächsten Bericht erfährst du ganz genau, was dich im größten Historischen Park der Welt alles erwartet!

Historischer Park Warna

Spartacus, Troja und die Thraker – die Wurzeln des Balkans

Fast alles in Bulgarien ist mit den Thraker verbunden. Sie begleiten dich auf deiner Bulgarien Reise ununterbrochen. Daher zu Anfang gleich ein paar Worte zu ihnen:

Die Wurzeln der Völkergrupper der Thraker entsprangen vermutlich aus dem nomadischen. Zuerst war es eine Bauernkultur die bis ins 7 Jahrhundert vor Christus zurückverfolgt wird. Nach und nach siedelten sich zahlreiche Stämme der Thraker auf dem Balkan rund um das Schwarzen Meer und der Agais an, dem damaligen Kerngebiet Thrakien. Im heutigen bekannt als Bulgarien, Moldau, Rumänien, Serbien, Nordmazedonien, Kosovo und Nordgriechenland. Im Laufe der Zeit entwickelt sich die Thraker verstärkt zu Kriegern und beherrschten den Balkan. Der bekannteste von ihnen: Spartacus.

Ein paar Zitate aus der alten Antike beschreiben die Thraker wie folgt:

Das thrakische Volk ist nach dem indischen das größte der Erde. Wäre es einig und hätte es nur einen Herrscher, so wäre es unbesiegbar und meiner Meinung nach bei weitem das mächtigste Volk, das es gibt.

Die Thraker galten als Meister der Metallverarbeitung und seien vernarrt in Waffen und Pferde, gewesen.

Sie kämpften auf der Seite Trojas und aufgrund ihres reichen Schmuckes und Waffen aus Gold und Silber, sollen sie auf dem Schlachtfeld hell wie die Sonne gestrahlt haben.

2. Bedeutsamer als Konstantinopel: Pliska – Hauptstad des Ersten Bulgarischen Reiches

Wie oben schon kurz angedeutet, war Pliska zwischen 681-981 auf einem Gebiet von 23 km² nicht nur die größte befestigte und ummauerte Stadt Europas, noch vor Konstantinopel (14,5 km²). Hier wurde tatsächlich auch das kyrillische Alphabet erfunden. Von der Stadt mit seiner 12m hohen Mauer startete im 9. Jahrhundert der Weg des orthodoxen Christentums in benachbarte Länder des Ostens bis ins nördliche Russland. Im nahegelegenen Museum kannst du diverse Alltagsgegenstände sowie andere Funde aus der Stadt besichtigen.

Pliska - Alte Hauptstadt Bulgariens

3. Die Große Basilika von Pliska

Zwischen dem 9-11 Jahrhundert war die im Jahre 875 fertiggestellte Basilika außerhalb der Stadtmauern von Pliska, die Residenz des Erzbischofs von Bulgarien und zugleich einer der größten Kathedralen Europas.

Die Große Basilika von Pliska

4. Der Madarareiter & die Madarahöhlen

Der Madrareiter ist das einzig bekannte Felsrelief aus dem frühen Mittelalter dieser Größe und daher seit 1979 auf der UNESCO Weltkulturerbeliste. Er liegt ca. eine Autostunde von Varna, rund 15 km östlich der Stadt Shumen entfernt. Der Reiter, der hinter sich seinen Hund dabei hat, durchsticht gerade einen Löwen. Dies steht vor allem symbolisch für einen gewaltigen Triumph: Vermutlich wird hier der zweite Herrscher des Ersten Bulgarischen Reiches, Khan Tervel, abgebildet, der die Bulgaren vor Konstantinopel zum Sieg gegen die Araber geführt hatte. Auf dem Wanderpfad befinden sich unweit des Reiters ebenfalls noch die Felsenkirche St. Panteleimon, die Madarahöhlen sowie die Festung von Madara.

Der Madarareiter & die Madarahöhlen

UNESCO - Madarareiter & die Madarahöhlen

5. Veliko Tarnovo – Geburtsort des Zweiten Bulgarenreiches

Während der Römerzeit, zwischen dem 1. bis 6. Jahrhundert n. Chr. Wurde Veliko Tarnovo befestigt. Den Römern folgten die Byzantiner, bis die zwei Boljarensöhne und späteren Zaren Assen und Peter in der Patriarchenkirche Sweti-Georgi innerhalb ihrer Festung Tsarevets, auf dem Hügel Zarawez, zum Aufstand gegen die Byzantiner aufriefen. Nach zwei Jahren endete der Aufstand in der Unabhängigkeit Nordbulgariens. Veliko Tarnovo war zwischen dem 12-14 Jahrhundert die Hauptstadt des Zweiten Bulgareneichs, das auch als Nord- oder Donaubulgarien bekannt ist. Währen dieser Zeit erweiterte sich die Stadt auf insgesamt drei Hügel: Zarewez (der Berg der Zaren), Trapesiza und Sweta Gora. Allein auf dem Hügel Zarawez gab es über 20 Kirchen.Nach dem Einfall der Osmanen im 14. Jahrhundert wurde die Burgfestung fast vollständig dem Erdboden gleich gemacht. Erst in den 1970er Jahren begann man mit der Rekonstruktion der gesamten Anlage.

Tipp 1: Tour-Guide buchen, der dir viel interessante Hintergrundinfos verrät!
Tipp 2: Patriarchenkirche Sweti-Georgi-Kirche besuchen!
Tipp 3: Zur Lichternacht vorbei kommen und Tickets für die Tribünenplätze auf der Dachterrasse buchen. Ein grandioses Spektakel mit vielen Lichtinszenierungen, die in Begleitung mit traditionellen Liedern, den Aufstieg und Fall der damaligen bulgarischen Hauptstadt erzählen.
Tipp 4: Spaziergang durch die alte Handelsstrassee Samovodska Charshia und das Varusha Viertel.

Festung Tsarevets, auf dem Hügel Zarawez in Veliko Tarnovo
Veliko Tarnovo – Geburtsort des Zweiten Bulgarenreiches

6. Auf den Spuren der Vergangenheit im Freilichtmuseum Etura (Etar)

Der Architektur-ethnografischer Komplex Etar ist das einzige Freilichtmuseum Bulgariens und gehört zu den meist besuchten Orten des Ladens. Es liegt rund 8 km von Grabowo am Rande des „Balgarka“ Naturparks. Hier wird der bulgarische Alltag mit seiner Kultur, Architektur sowie der traditionellen Handwerkskunst aus dem 19. Jahrhundert gezeigt. Man kann den Handwerker/innen sogar dabei über die Schulter gucken.

Freilichtmuseum Etura (Etar)

Freilichtmuseum Etura (Etar)

7. Im Thal der Rosen

Dieser Ort ist irgendwie magisch. So ruhig, so still. Das Thal der Rosen erstreckt sich auf insgesamt 200 km zwischen Kazanlak im Osten und Sopot im Westen. Drumherum das Balkangebirge. Hier blühen im Frühjahr unzählige Rosen auf kilometerlangen Rosenfeldern. Sogar die bekannte Damaszener-Rosen wird hier angebaut.

Tipp: In Skobelevo findest du die erste private Rosenöl-Brennerei Bulgariens, die komplett ohne Chemie sondern auf ganz natürlichem und umweltfreundlichem Wege Rosenöl herstellt. Hier gibt es auch ein Restaurant, eine Brennerei Besucherfläche, Ausstellungen sowie einen Rosenshop.

Thal der Rosen, Bulgarien

Thal der Rosen in Bulgarien

8. Thrakische Grabhügel – Die Zeitzeugen von Kazanlak

Im Thal der Rosen findet man aber nicht nur Rosen. Vor allem die Thraker Grabstätten prägen diese Gegend. Die Grabhügel, in denen thrakische Fürsten- und Stammesführer bestattet wurden, sind aufgeschüttete Grabmäler. Im Thal der Rosen tauchen die gewaltigen runden Hügel weitverbreitet auf. Das bekannteste von ihnen ist das UNESCO Weltkulturerbe „Thrakergrab von Kazanlak“ oder auch „Bienenkorbgrab“ genannt.  Wand- und Deckenmalereien, die ein thrakisches Paar, vielleicht sogar ein Herrscherpaar, zeigen, zieren das Grab. Als das Grab 1944 entdeckt wurde, war es fast komplett geplündert.  Da dieses Grab zu instabil ist, wurde kurz daneben eine originalgetreue Nachbildung gebaut. Ein Stück weiter findet sich ein weiterer sehenswerter Grabhügel: Golyama Kosmatka wurde erst 2004 entdeckt.

UNESCO Weltkulturerbe Thrakergrab von Kazanlak

Thrakische Grabhügel - Die Zeitzeugen von Kazanlak

9. Tradition und Feuertanz im Restaurant Bulgaran in Kazanlak

Im traditionellen Restaurant Bulgaran werden nicht nur landestypische Speisen serviert, hier findet auch der traditionell bulgarische Feuertanz (Nestinarvsto) statt, der in der Vergangenheit bereits im ägäischen Thrakien praktiziert wurde. Er entstammt dem Sonnenkult der Thraker und wird heute vor allem noch in den Strandzha-Dörfern und an der Schwarzmeer-Küste Bulgariens praktiziert.

Feuertanz im Restaurant Bulgaran bei Kazanlak

Feuertanz im Restaurant Bulgaran bei Kazanlak

10. UNESCO Kulturhauptstadt 2019: Plovdiv

Plovidv stand schon seit Jahren auf meiner Bucketlist. Die Stadt der Sieben Hügel ist die zweitgrößte Stadt Bulgariens und wurde vom Vater Alexander des Großen, Phillip dem II gegründet. In kaum einer anderen Stadt sind so viele antike Denkmäler erhalten geblieben wie zum Beispiel das Antike Theater, das Römische Odeon, Agorata (Römisches Forum), das Römische Stadion oder das Spätantike Gebäude „Eyrene”. Die Altstadt Plovdivs zieren zwischen gemütlichen Cafés und Restaurants zahlreiche Museen und Galerien mit wertvollen Exponaten, altertümlichen Gebäuden sowie aktiven Kirchen mit bunten Wandmalereien und Holzschnitzereien. Außerdem findest du hier entlang malerischer Pflasterstraßen viele alte und neue Wohnhäuser in bunten Farben mit romantischen Hinterhöfen.
Tipp: Besuche unbedingt das berühmte Hindliyan-Haus, welches einem der vier reichsten Kaufleute der Stadt gehörte.

Plovdiv - UNESCO Kulturhauptstadt 2019
Plovdiv - UNESCO Kulturhauptstadt 2019

11. Bansko – Bulgariens Winterparadies

Bansko ist das Winterurlaubsgebiet Bulgariens. Viele gemütliche Winterresorts und eine malerische Altstadt mit ihren vielen Travernen zieren das Stadtbild. In Bansko gibt es übrigens auch einen tollen Co-Working Space – Co-Working Bansko.

Bansko - Winterparadies in Bulgarien

Bansko Altstadt

12. Das Rila-Kloster im Rila-Gebirge

Das Rila Kloster liegt etwa 120 km südlich der Hauptstadt Sofia im westlichen Rila-Gebirge, dem größten Gebirge auf der Balkanhalbinsel. Das UNESCO Weltkulturerbe wurde im 10. Jahrhundert vom Heiligen Iwan Rilski gegründet und gilt vom Mittelalter bis heute als das spirituelle Zentrum Bulgariens. Das Kloster besticht nicht nur durch seine atemberaubende Lage und Architektur sondern vor allem durch die ausdrucksvollen Wandmalereien. Im Museum befindet sich neben zahlreichen Schätzen auch ein 81 cm hohes Holzkreuz mit 104 religiösen Szenen und 650 Figuren.

Rila Kloster in Bulgarien

13. Sofia – grüne Hauptstadt im Aufbruch

Sofia, ist eine meiner Lieblingshauptstädte Osteuropas. Eine Stadt im Aufbruch, denn hier passiert gerade ziemlich viel: Zahlreiche IT Unternehmen siedeln sich an, die junge Kunst und Kulturszene wächst rasant und der grüne Touch der Stadt ist nicht zu übersehen. Aber überzeug dich selbst wenn du da bist. Das wohl bekannteste kulturelle Highlight ist die Alexander-Newski Kathedrale sowie die Russische Kirche Sweti Nikolaj.

Tipp: Wer mit Auto, Wohnmobil oder Wohnwagen einen Roadtrip durch Bulgarien machen möchte, benötigt eine Mautvignette da einige Straßen rund um Sofia, Warna und Burgas der Mautpflicht unterliegen. Auf dieser Website findest du alle Infos zum Thema Mautgebühren in Bulgarien und kannst dort die Mautvignette auch direkt digital erwerben.

Alexander-Newski Kathedrale

14. Widin – ein echter Underdog!  

Widin (Vidin) habe ich während meiner 2500km langen Radreise von Deutschland bis Rumänien entlang des Donauradwegs kennengelernt. Es war die erste Stadt an der Donau hinter der Grenze Serbiens und sie hat mich irgendwie total in ihren Bann gezogen. Obwohl es heißt, es sei die ärmste Stadt Europas, findet man hier zahlreiche kulturell-historische Denkmäler sowie die Festung Baba Vida, die auch den Eingangsbereich des Historischen Parks in Varna schmückt. Hier geht’s zum meinem damaligen Besuch in Vidin und Belogradtschik.

Vidin und Belogradtschick

15.  Belogradtschik

Belogradtschik heißt übersetzt soviel wie „Weiße Burg“ und spielt auf das Aussehen der Festung in Belogradtschik an. Die Stadt liegt im Balkangebirge auf 520m Höhe unweit von Widin und ist umgeben von zehn Kilometer langem und zwei Kilometer breitem Felsgebiet mit über 200 Felstürmen. Von Widin dauert die Fahrt im Minibus rund eine Stunde und kostet umgerechnet knapp 2 € pro Weg.

bulgarien belogradtschick vidin

Transparenzhinweis: Meine Reise durch Bulgarien erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Historischen Parka Warna. Der Link zu mautgebuehren.de ist eine Anzeige. Die Meinung ist wie immer meine eigene!

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