Buchauszug aus „Abenteuer Donauradweg“
Bukarest – Siania – Transsilvanien: Unser Buch „Abenteuer Donauradweg“ erzählt von einer Radreise entlang der Donau. In Rumänien ändert sich unser Kurs und wir begeben uns ins Landesinnere. Genauer gesagt bis hin nach Transsilvanien.
Kapitel 2.28: „Endlich in Transsilvanien“
Raluca, eine alte Studienkollegin, hat uns empfohlen unbedingt ein paar Tage in Sinaia, einem urigen und gemütlichen Ort in den Südkarpaten zu verbringen. In Rumänien nehmen wir unsere Räder wieder mit in den Zug, da die Landschaften hier sehr bergig und schwer zugänglich sind. Zudem sind die Distanzen zu weit und viel Zeit haben wir auch nicht mehr. Fahrräder in Rumänien mit dem Zug zu transportieren ist allerdings immer ein Drama, verbunden mit viel Stress, Kommunikationsbarrieren und großer Unsicherheit.
In Sinaia angekommen können wir zum Glück erst einmal wieder aufs Fahrrad umsteigen. Es geht entlang der kurvenreichen Straßen und durch Wälder, bis wir an dem Wanderpfad ankommen, den wir erkunden wollen. Hier heißt es Obacht, denn es gibt wilde Bären, wie in vielen rumänischen Wäldern. Leider bekommen wir keinen zu Gesicht, oder zum Glück, wie man’s nimmt. Wir genießen es sehr nach langer Zeit wieder in den Bergen zu sein. Bei strahlend blauem Himmel und frischer Bergluft bekommen wir endlich mal wieder den Kopf richtig frei.
Nach drei entspannten Tagen in Sinaia, die übrigens in der Nähe von Braşov liegt, machen wir uns auf zu unserem finalen Stopp in Rumänien: Sibiu, auch Hermannstadt genannt, liegt in Transsilvanien und steht bereits seit geraumer Zeit auf meiner Bucket List. Im Jahr 2009 habe ich im Rahmen eines Projekts für nachhaltigen Tourismus einige coole Rumänen in Portoroz in Slowenien kennengelernt. Wir sind gute Freunde geworden und immer wieder haben sie mir von ihrer Heimatstadt in Rumänien erzählt. Bereits damals sagte mir eine innere Stimme, dass ich irgendwann einmal nach Hermannstadt reisen sollte.
Am Abend fährt der Zug in Hermannstadt, der Hauptstadt Transsilvaniens, ein. Die langsame Einfahrt in den Bahnhof fühlt sich an, als würde uns die Stadt bereits erwarten. Ein mystischer und intensiver Moment. Aus dem Zug ausgestiegen setzen wir den Fuß an den Ort, der seit langem ohne ein richtiges Bild in meinem Kopf herumschwirrt. Die Abendsonne scheint orangerot und verbreitet eine angenehme Wärme. Zusammen mit dem deutschen Wandergesellen Camillo, den wir im Zug kennengelernt haben, gehen wir noch auf einen Drink in ein gemütliches Café am alten malerischen Marktplatz Sibius.
Viele meiner Freunde von damals leben mittlerweile leider nicht mehr hier. Abgesehen von Dumitru, der uns mit einem breiten Grinsen begrüßt und begeistert ist, dass wir den weiten Weg auf uns genommen haben um hierher zu kommen. Dumitru ist Professor an der Tourismusfakultät hier in Sibiu und hat sich extra ein paar Tage für uns frei genommen. Abends sitzen wir auf dem Marktplatz auf der Terrasse einer Pizzeria und erzählen ihm, was wir bisher alles so erlebt haben. Gegen Mitternacht treffen wir uns dann mit Bianca, einer zufälligen LinkedIn Bekanntschaft, die uns eingeladen hat, während unserer Zeit in Hermannstadt bei ihr unterzukommen. Gegen Mitternacht warten wir vor ihrem Haus, da sie erst noch ihre Spätschicht beenden musste. In der Zwischenzeit genießen wir den klaren Sternenhimmel und die lauwarme Nacht.
Der erste Morgen in Sibiu: Babs und ich radeln zu den Natursalzoasen im Kurort Ocna Sibiului in Siebenbürgen und genießen es bei 36 Grad Celsius vom Salzwasser getragen zu werden und in Schlammbädern Seele, Körper und Geist nach den Strapazen der letzten Woche mal wieder etwas Gutes zu tun. Tiefenentspannung pur!
Heute wird ein langer Tag. Die Sonne ist gerade aufgegangen und wir sitzen bereits bei Burger King und gönnen uns zur Abwechslung mal ein kleines Fast Food Frühstück. Im Anschluss fahren wir in das kleine Dorf Sibel, in dem heute eine traditionelle rumänische Hochzeit von Freunden Dumitrus stattfindet. Mit Wein und Finger-Food-ähnlichen lokalen Köstlichkeiten werden wir begrüßt und ziehen mit den Hochzeitsgästen und dem auf einem Pferd sitzenden Bräutigam durch das kleine Dorf zum Haus der Angebeteten, wo er sie nach altem Brauch umwirbt.
In dem kleinen Dorf Sibiel, am Rande der Karpaten, dort wo sich Brauchtum und Tradition kaum verändert haben, findet man übrigens auch die einzigartige und fast schon vergessene Kunst des spiegelverkehrten Glasmalens. Ein kleines Museum in dem Dorf beherbergt alte und neue Gemälde.
Wir verabschieden uns früh, denn es gibt noch so viel in Transsilvanien zu entdecken. Obwohl ich nicht ansatzweise religiös bin, ist unser nächstes Erlebnis doch etwas ‚kirchenlastig‘. Wir begeben uns in eine alte Kirche in Reichesdorf, in der uns der über 70 Jahre alte Siebenbürger Sachse Herr Schaas in einer herrlich selbstironischen und unterhaltsamen Art von den Geschichten und Mythen der Kirchenburgen in Siebenbürgen berichtet. Herr Schaas ist ein großartiger Geschichtenerzähler. Auf der Suche nach einem besseren Leben sind viele Deutsche im 12. Jahrhundert in diesen Teil Rumäniens gesiedelt. Seither gibt es eine deutsche Gemeinschaft, die sogenannten Siebenbürger Sachsen. Allerdings werden es von Jahr zu Jahr weniger. Wir sind sehr froh darüber Herrn Schass zu treffen und so viel Interessantes über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen zu lernen.
Dumitru hat begonnen ein Tour Guide Business aufzubauen und testet in den nächsten zwei Tagen seine neueste Tour mit uns. Er macht mit uns einen Road Trip und zeigt uns ganz Transsilvanien. Wow, das haben wir nicht erwartet. Alles was wir gesehen, erlebt, und fotografiert haben, findest du in der Highlights Sektion Rumänien wieder. Sogar der Besuch im Hause von Graf Dracula in Sighisoara ist dabei.
Nach zwei Tagen und rund 700 km Road Trip landen wir wieder in Sibiu und trinken leckeren selbstgemachten Sirup im Garten von Dumitrus Familie. Ein ganz großes Dankeschön noch einmal auf diesem Wege an Bianca und Dumitru für eure Gastfreundschaft, Geselligkeit und die tolle Zeit, die wir hier mit euch hatten!
Unsere Highlights in Rumänien:
Bukarest
Bukarest ist der Hammer! Die vielen renovierten Gebäude und Paläste aus der Vergangenheit erinnern mich ein wenig an München. Entgegen aller Erwartungen ist es hier wirklich modern und multikulturell. Die Altstadt und das enge, aber weitläufige Barviertel mit seinen zahlreichen bunten und unterschiedlichen Kneipen, Cafés, Bars, Cocktaillounges und Nachtclubs sind wirklich einzigartig. Das bunte Nachtleben wird rund um die Lipscani, Smardan und Selari Straße großgeschrieben. Aber auch tagsüber macht es Spaß hier entlang zu schlendern. Außerdem hat uns das Pasajul Macca-Villacrosse ziemlich beeindruckt. Ein Gebäude, das den zweiten Weltkrieg überlebt hat und nun mit Restaurants, Cafés und Bars gefüllt ist. Durch seine einzigartige Bauweise ist es hier im Sommer angenehm kühl und im Winter mollig warm.
Sinaia
Weiter ging es für uns in die idyllische Stadt Sinaia. Die frische Luft und die vielen Wandermöglichkeiten in beeindruckender Berglandschaft sind vor allem auch unter den Einheimischen sehr beliebt. Kurz hinter Sinaia liegt die Stadt Braşov. Aus Zeitgründen haben wir hier leider nicht Halt gemacht, allerdings soll es auch hier sehr schön sein. Unweit davon befindet sich übrigens auch die wunderschöne Unterkunft von Hermann Kruse, die Villa Hermani, die eine Mischung aus Berghotel, Ökounterkunft und Landurlaub bietet.
Transsilvanien
Am Ende unserer Radreise haben wir noch knapp zwei Wochen in Sibiu in Transsilvanien verbracht. Diese Region Rumäniens ist im deutschen auch als Siebenbürgen bekannt, da ab dem 12. Jahrhundert viele Deutsche Einwanderer hierher kamen. Unsere Highlights hier waren die kleine Stadt Sibiel und ihr Museum, welches Exponate der weltweit einzigartigen Kunst des spiegelverkehrten Glasmalens zeigt. Dieses Kunsthandwerk gilt mittlerweile als nahezu ausgestorben. Ein Besuch in den Natursalzoasen im Kurort Ocna Sibiului inklusive Schlammbad ist ebenfalls absolut empfehlenswert. Es lohnt sich einen Mietwagen zu leihen oder mit Einheimischen die Transfogarascher Bergstraße hochzufahren und auf dem höchsten Berg des Karpatengebirges am Balea Gletschersee die Aussicht zu genießen. Diese Straße ist schneebedingt nur einige Monate im Sommer befahrbar.
Der Vidraru Damm inmitten der Region Walachei ist eine weitere Sehenswürdigkeit Transsilvaniens. Wer Geschichte und Kultur mag sollte den über 70 Jahre alten Siebenbürger-Sachsen Herrn Schaas in Reichesdorf und die sogenannten Fortified Churches besuchen. Außerdem gehört ein Abstecher im Curtea de Arges Kloster, in dem König Carol I. mit Königin Elisabeta sowie König Ferdinand mit Königin Maria bestattet sind, ebenso dazu. Last but not least geht es dann zum Geburtshaus des Grafen Dracula höchstpersönlich in die hübsche Stadt Sighisoara mit ihren vielen bunten Häuschen. Wer einen Tour Guide braucht, sollte bei meinem alten Studienkollegen Dumitru anfragen. Er bietet Führungen, Ausflüge und Touren durch seine wunderschöne Heimat an und spricht perfekt Englisch. Die Region Siebenbürgen wird ab Sommer 2018 durch eine Ökotourismus Unterkunft bereichert. Andreas Pohl, den ich auf meinem Blog über sein Crowdfunding Projekt interviewt habe, wird hier mit seiner Familie eine Art aktiven Landurlaub für Körper, Gaumen und Seele eröffnen.
Hier geht’s zum Buch: „Abenteuer Donauradweg“
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Hey Matthias,
danke für die vielen Tipps rund um Rumänien. Für mich geht es im August hin und ich bin schon sehr gespannt, was ich dort erleben werde. Weißt du zufällig ob es gute Wanderwege am Balea See gibt? Ich finde derzeit nichts gutes dazu im Internet.
Viele Grüße,
Julian