Ökotourismus in Rumänien
Ein Highlight meiner Radreise durch Osteuropa war mein langersehnter Besuch im rumänischen Transsilvanien. Aufgrund seiner deutschen Geschichte ist Transsilvanien auch als Siebenbürgen bekannt. Bereits seit 2009 wollte ich hierher reisen, da ich damals während eines Uni-Austauschs in Slowenien ein paar neue Freundschaften mit ein paar super netten Leuten aus dem transsilvanischen Sibiu geknüpft hatte.
Andreas Pohl, der mit seiner Frau vor kurzem in ihre alte Heimat nach Transsilvanien gezogen ist, ist kürzlich zufällig über meinen Blogbeitrag über Transsilvanien gestolpert und hat mich daraufhin direkt kontaktiert. Wie sich herausstellte, ist auch er ein großer Fan von Ökotourismus und Rumänien. Voller Enthusiasmus berichtete er mir von seiner Idee, ein Bio-BnB in Rumänien zu eröffnen und von der Crowdfunding Kampagne, die er dafür gestartet hat. Im Interview erzählt er, wie es dazu kam und was genau es mit dem Projekt auf sich hat.
Interview mit Andreas
Andreas, du und Ioana seid ja begeisterte Reisende. Wie und wo habt ihr euch kennengelernt?
Wie es das Schicksal so will, auch auf Reisen. Ich war gerade auf einem Eurotrip unterwegs, Ioana hat mich in Siebenbürgen als Couchsurfer aufgenommen. Es folgten zahlreiche gegenseitige Besuche, bis wir beschlossen die Reise des Lebens in Zukunft gemeinsam anzutreten. Seit der Geburt unserer Tochter im vergangenen Jahr, sind wir sogar zu dritt unterwegs. Mit ihr waren wir seitdem bereits auf Malta und, natürlich, in Siebenbürgen.
Ihr habt ja schon viel gesehen, warum habt ihr euch für Siebenbürgen entschieden?
Ganz einfach: Die Anreise ist einfach, wir haben dort Land, und die Natur ist – in Europa – in seiner Ursprünglichkeit einzigartig. Wo sonst findet man, 60 km von einem Internationalen Flughafen entfernt, tiefe, von Bären und Wölfen bevölkerte Wälder? Das Heimatdorf meiner Frau liegt mitten in einem Naturschutzgebiet, ist gleichzeitig aber auch nur eine Stunde Busreise von der sehr international geprägten Stadt Klausenburg entfernt. Optimal für uns als junge Familie, und auch für Besucher sehr praktisch.
Was macht Siebenbürgen so besonders und was kann man dort sonst noch so unternehmen?
Wie bereits erwähnt ist vor allem die Natur dort bereits einen Besuch wert. Geschützt vom Karpatenbogen hat sich hier aber auch eine einzigartige Kultur, stark von deutschen Siedlern beeinflusst, entwickelt. Stichwort Siebenbürger Sachsen. Die Wanderwege sind, trotz der touristischen Unbekanntheit der Region, zahlreich und gut ausgebaut. Paragliding, Kajaken, Pferdeausritte, die Liste der möglichen Aktivitäten ist lang. Auch die Geburtsstadt des wohl bekanntesten Transsilvaniers, Vald Tepes (Graf Dracula), ist nicht weit von uns entfernt.
Wie geht es dir damit deine alte Heimat zu verlassen?
Da ich mein Leben lang gereist bin – sowohl wegen meiner Ausbildung als Seemann, als auch wegen meiner Lieblings-Freizeitbeschäftigung dem Reisen – fällt es mir nicht schwer. Dennoch würde ich mein geliebtes Franken nie endgültig verlassen. Deswegen betreiben wir unser Bio-BnB auch nur über die Sommermonate. Ob wir die Aufenthalte dort dann irgendwann etwas ausdehnen werden, steht noch in den Sternen, und hängt nicht zuletzt davon ab, wie stark wir gebucht werden.
Wie genau muss ich mir ein Bio-BnB vorstellen?
Es ist ein Gästehaus mit starkem Fokus auf biologische Ernährung, Erhaltung der lokalen Traditionen und Schutz der dortigen Umwelt. Unseren Gästen wollen wir all die Aspekte, welche diese Region so einzigartig machen, näher bringen. Auf geführten Rundgängen, Workshops und Besuchen bei den traditionellen Betrieben der Gemeinde, wird den Besuchern der Lebensstil hier näher gebracht. Ein Lebensstil in beinahe kompletter Harmonie mit der umgebenden Natur. Wie bereits seit Hunderten von Jahren.
Wie seid ihr auf die Idee eines Bio-BnB gekommen?
Seit 2012 hat meine Frau Workshops in der Gegend veranstaltet, wo diese Themen bereits behandelt wurden. Mit unserem Gästehaus wollen wir Menschen die Möglichkeit geben, die schönen Seiten dieses natürlichen Lebens zu zeigen. Es ist also eine Fortsetzung der Projekte meiner Frau. Gleichzeitig beziehen wir aber auch die Menschen aus dem Dorf mit in den Gastbetrieb ein, sodass alle davon profitieren: Unsere Gäste, wir als Familie, und auch die Dorfgemeinschaft. Denn: Ohne Unterstützung von außen, wird auch hier die Moderne früher oder später das zerstören, was wir so an dem Ort schätzen.
Wie wollt ihr das Projekt verwirklichen?
Grundlage ist eine alte Scheune, die wir diesen Sommer zum Gästehaus ausbauen werden. Zwar werden wir größtenteils selbst Hand anlegen, für einiges müssen wir aber auch Profis das Feld überlassen. Besonders weil wir auch Gäste unterbringen wollen, muss das Ganze schon auch qualitativ auf einem hohen Niveau realisiert werden. Von Mai bis inklusive Juli müssen wir mit dem Gröbsten fertig werden, was ein ziemlich straffer Zeitplan ist. Glücklicherweise haben wir aber schon Menschen aus dem Dorf an unserer Seite, die bei dem Aufbau helfen werden. Und auch die finanzielle Unterstützung durch unsere Crowdfunding-Kampagne läuft bis jetzt vielversprechend.
Für wen ist es interessant und was erwartet eure zukünftigen Gäste?
Interessant ist es für jeden, der seinen fünf Sinnen etwas Gutes tun möchte. Ihn erwartet mit einem Urlaub in unserem Bio-BnB ein Luxusurlaub für den Geist und pure Wellness für Ohren, Augen, Nase, Gaumen und Hände. Unter diesem Motto steht übrigens auch unsere Crowdfunding Kampagne, (Link entfernt, da abgelaufen und nicht mehr offline) mit der wir dem Projekt eine finanzielle Grundlage geben wollen: Schaut vorbei, lernt unsere kleine Familie kennen, und wenn euch das Ganze gefällt: Jeder noch so kleine Betrag hilft uns weiter :)
NACHTRAG: Heute, fünf Jahre später sieht das Bio BNB von Andreas und Ioana übrigens so aus: Hier geht’s zum zweiten Interview.
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