Patrick ist wie ich leidenschaftlicher Slow Traveler. Das erkennt man vor allem an seinem ersten Film „Light the fire“. Eine, wie ich finde, erfrischend andere Filmproduktion ohne den typischen Höher-Schneller-Weiter-Anspruch. Ganz im Gegenteil: 90 Minuten absolute Entschleunigung, untermalt mit tiefgründigen Erkenntnissen und selbst komponierter Musik. Eine künstlerisch wertvolle Produktion mit viel Herz. Lerne Patrick kennen und erfahre, wie diese Ultra Low Budget Produktion entstanden ist.
1. Patrick, was hast du gemacht, bevor du Abenteurer geworden bist, und wie bist du dazu gekommen?
Ich habe in meinem Leben schon viele Jobs gemacht. Es waren aber auch eben nur Jobs, die mich nie wirklich begeistert haben. Außerdem musste ich auch eine Familie ernähren und da kann man nicht wählerisch sein, sondern dafür sorgen, dass genügend Essen auf dem Tisch steht und alle gut versorgt sind.
Ich war aber auch viele Jahre selbstständig und betrieb einen asiatischen Lebensmittelhandel mit allem, was man sich vorstellen kann. Die Idee dazu kam unausweichlich, denn auf meinen Reisen habe ich mich auch immer für die kulinarische Seite eines Landes oder der Menschen interessiert. Und warum sollte nicht auch jeder andere davon profitieren, ohne direkt um den Erdball zu jetten oder ein Restaurant in der nächsten Großstadt zu besuchen? Ich habe den Menschen in meiner Stadt also beigebracht, wie man einen Wok benutzt und wie man ein anständiges Curry kocht, was man für Zutaten dafür braucht, wie man die Zutaten dafür benutzt und was sie deinem Körper Gutes tun. Das hat viele Jahre Spaß gemacht. Nur leider auch zulasten der Familie, die mich in meinem Geschäft besuchen musste, wenn sie mich sehen wollte. Selbst und ständig … also habe ich mich irgendwann für die Familie entschieden und mein Geschäft verkauft.
Fremde Länder, Menschen, Sitten und Gebräuche haben mich seit jeher fasziniert. Mit meinem 16. Geburtstag kaufte ich mir damals ein Interrail – Ticket der DB und fuhr noch am selben Tag los zu dem ersten Backpacker Trip meines Lebens. Einmal in 20 Tagen quer durch Europa … das hat meine Reiselust mit Nichten geschmälert. Nur heute möchte ich entspannter und intensiver die Erde kennenlernen. Slow Travelling ist schon lange mein Credo, ohne dass ich von dem Begriff überhaupt etwas gehört habe. Und das geht eben mit dem Fahrrad besonders gut.
So kam ich also zu meiner Abenteuerlust. Welchen Grund für unser Dasein sollte es sonst auf der Erde geben, als die Geheimnisse, die uns umgeben zu erforschen und uns daran zu erfreuen?
2. Du hast deinen Film „Light the fire“ vor kurzem veröffentlicht. Erzähl doch bitte kurz, worum es darin geht.
Mein Radreisefilm „ Light the fire“ ist eine Hommage an das Fahrrad und der damit verbundenen Freiheit, an die Natur und das der Mensch seine Verbindung zur Erde neu definieren muss. Der Film erzählt meine Reise an die niederländische Nordseeküste im Sommer 2016 bei Wind und Wetter, aller Sorgen und Freude in der Umwelt und der Natur. Es ist ein Zeitdokument in einer Welt, die sich durch Technik und Fortschritt auszeichnet, in der Mensch fast vergessen hat, welchen Ursprungs er ist und wo diese Reise hinführen soll. Wer mehr erfahren will, kann das auch auf meiner Homepage. Dort kann man sich auch mehrere Trailer anschauen oder den Film als BluRay bestellen oder downloaden.
Trailer „Light the fire“ von Patrick Netzel
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3. Wie bist du auf den Titel „Light the fire“ gekommen und wofür steht er?
Der Titel steht für den Impuls, dem ich selber beim Dreh gefolgt bin. Ein Feuer in mir, welches tief in mir schlummerte und durch den intensiven Kontakt mit der Natur beim Radreisen z. B. zur Geltung kam. Gefolgt von dem Gefühl der Freiheit auf dem Rad. Diese Erfahrung gilt es, all jenen näher zu bringen, die das Radreisen noch nicht kennen oder aber jenen, die aus Gründen sich und anderen etwas beweisen zu müssen, den naheliegendsten Grund dafür übersehen haben:
Wir müssen nicht Tausende Kilometer umherjetten, um Abenteuer und Zufriedenheit zu erlangen. Nein, sie liegen quasi unmittelbar vor unserer Haustür. Man muss sie nur entdecken.
Der Weg ist das Ziel. Radreisen stärkt unsere Verbindung zur Natur und trägt somit zu einem besseren Verständnis bei und hilft diese Welt zu bewahren! Das ist das Feuer, das in uns allen glimmt und das es zu entfachen gilt!
4. Dein Film hat bei mehreren internationalen Filmfestivals viel Anerkennung erhalten. Wie kam es dazu?
Nun, als ich meinen Film fertiggestellt hatte, habe ich ihn meinen Freunden vorgeführt. Darunter waren auch selbst Filmemacher, die von meinem Erstlingswerk so begeistert waren, dass sie mich dazu ermunterten, diesen auf internationalen Filmfestivals einzureichen.
Ich freue mich natürlich über jeden, dem mein Film gefällt. Aber es ist natürlich schon eine gewisse Anerkennung, wenn Profis Dich für Deine Kunst auszeichnen. Denn ein Grund dafür ist mit Sicherheit, das der Film nicht nur einfach die Reise dokumentiert, sondern er hat eine Botschaft, wenn auch eher unaufdringlich verpackt. Dann ist es das Erstlingswerk eines Amateurs mit hehren Zielen.
Ein wahrer No Budget Independent Film mit dem Hang zum Kultcharakter eines Nobodys. Ein Radreisefilm ohne die übliche Sensationsgier nach Streckenrekorden oder Mitleid. Eine ehrliche Dokumentation in weitläufiger Natur gleich vor der Haustür. Auch der selbst komponierte und eingespielte, herzerfüllende Soundtrack von 55 Minuten ist Teil dieses Konzepts und trägt zum Erfolg dieses Films mit einer Laufzeit von 90 Minuten dazu bei. Da gibt es nicht viel Künstler, die das alles zusammen vereinen. Die leider nur ausländischen Filmfestivals honorieren eine unbekümmerte Methode, althergebrachte Konventionen und Stilmittel zu umgehen.
5. Was war dein wohl bewegendster Moment während deiner (Rad-)reisen?
Die eindringlichsten Momente sind meistens Erfahrungen der Gastfreundschaft. Ich erinnere mich an einen Sommertag während einer unserer Radreisen mit meiner Frau Rane … Sie bekam eine Erkältung und hatte Fieber und ihr ging es schlecht. Wir suchten uns einen Campingplatz, um die Vorzüge von sanitären Anlagen und Waschmaschine ungestört zu genießen. Leider hatten wir auch keinerlei Vorräte mehr und ich wollte meine Frau auch nicht alleine lassen, wenn es ihr nicht gut ging. Wir lagen also im Schatten und ruhten uns von der Hitze aus. Einen Moment später erschien eine kleine Gruppe mit Wohnwagen und schlugen Ihr Quartier direkt neben uns auf, obwohl woanders noch ausreichend Platz gewesen wäre, um ungestört zu sein.
Die Eigenart des Abgrenzens ist außerhalb Deutschlands nur selten vertreten. Gott sei Dank! Denn diese Zusammenkunft stellte sich als Glücksfall heraus. Es war eine Gruppe Roma, die uns direkt in ihre Mitte aufnahm. Uns mit Bier, Wein und Wasser sowie ihren eigenen, schnell zubereiteten Speisen versorgte. Schnell ging es meiner Frau besser und wir hatten einen wunderbaren Abend mit Musik und Tanz in einer Gruppe völlig Unbekannter, die uns behandelten, als wären wir die ihren. Diese ethnische Minderheit, die schon seit Jahrhunderten verfolgt wird und noch immer nicht weiß, wo sie hingehören darf, half uns ohne jegliches Vorurteil in einem Moment der Bedürftigkeit weiter. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns herzlichst und zogen alle unserer Wege.Wir sollten also gut daran tun und alle unsere Vorurteile begraben und in jeder Beziehung differenzierter betrachten, auch wenn es mühsam erscheint!
6. Von welcher Reise träumst du noch und welche Projekte hast du für die Zukunft geplant?
Alle Träume meiner Reisen werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr erfüllen können. Die Erde ist riesig, wenn man wirklich wahrnimmt und im Moment lebt, auch wenn uns das Zeitalter einer schnelllebigen Digitalisierung eines anderen weiß machen will. Die Gegenwart ist gerade ein Traum, den ich lebe …
Ich möchte die Intention meines Films den Menschen noch ein Stück näher bringen.
Mein aktuelles Projekt ist in voll im Gang. Eine mehrjähriger Weltreise, die unter folgendem Motto steht:
Es geht darum, das besagte Feuer in die Welt hinaus zu tragen, es am Leben zu halten und zu vergrößern. Mein Instrument wird das Radreisen sein. Einer der nachhaltigsten Formen des Reisens. Ich werde versuchen, möglichst viele Menschen auf unserem Weg von dieser Idee zu überzeugen und ihre Verbindung zur Erde zu reaktivieren. Da wir also alle miteinander verbunden sind und jede Aktion auch immer die Gemeinschaft betrifft, wird eine Welt des gegenseitigen Respekts, der Ehrfurcht und der Aufmerksamkeit immer dringlicher! Die Zeit ist reif unser Bewusstsein zu ändern. Nur so wird eine bessere Welt möglich sein! Dafür möchte ich mich und muss man sich engagieren.
Dazu bin ich natürlich auf möglichst viele Menschen angewiesen und hoffe darauf, dass Ihr mich unterstützt, indem Ihr uns z.B. in unserem Blog über diese Reise verfolgt und es mit Euren Freunden teilt und Euch natürlich selbst aufs Fahrrad schwingt. Mehr erfahrt Ihr auf meiner Homepage in meinem Blog: Wenn Ihr dort meinen Newsletter abonniert, werde ich Euch auf dem Laufenden halten. Sei es nun in schriftlicher Form sowie Videos und tollen Fotos unseres Abenteuers!
7. Welchen Tipp hast du für Radreisefilm Newcomer, die ihren nächsten Trip filmisch dokumentieren wollen?
Hierfür muss man sich zunächst einmal selbst im Klaren sein, warum man das tut.
Wer nur für sich, seine Familie und Freunde filmt, der kann mit Handy und einer GoPro Kamera schon tolle Ergebnisse erzielen. Das müssen noch nicht einmal die aktuellsten Geräte sein. Als günstiges Schnittprogramm kann ich nur iMovie empfehlen. Und schon kann es losgehen. Filmt was Euch gefällt und denkt dabei an richtige Bildausschnitte. Keine zu komplexen Geräuschkulissen. Seid Ihr selbst und lasst Eure Zuschauer an Euren Emotionen teilhaben. Wieder zu Hause könnt Ihr dann entweder alles chronologisch zusammenschneiden oder Ihr haltet Euch an ein Thema, das auf Eurer Reise sich in den Vordergrund gestellt hat. Hinterlegt es mit Musik und das reicht für die Hausvorführung.
Wer seinen Film öffentlich zeigen möchte, darf z. B. ohne Genehmigung keine Musik anderer bei Youtube o. ä. hochladen. Das könnte sehr teuer werden. Wollt Ihr mit Eurer Radreise anderen weiterhelfen oder wollt Ihr einfach bestätigt werden? Dann wird es wahrscheinlich als Anfänger ein Unterfangen werden, das umfangreicher und teuer wird, als Ihr gedacht habt. Es gibt sehr viele Radreisefilme im Netz. Einige davon sind so nutzlos, wie sie uninteressant sind. Deshalb wird man für sinnvolle, informative und mit einem gewissen künstlerischen sowie handwerklichen Anspruch gemachte Radreisefilme nur gegen Bezahlung zu sehen bekommen. Das erfordert eine gewisse Summe Geld und sehr viel Arbeit und Know-how. Ich wurde schon selbst bei so manchem Kauf enttäuscht. Klar, letztendlich ist es auch Geschmackssache.
Aber meist laufen diese Filme nach folgendem Schema ab: Ich fuhr von A nach B. Hier waren alle sehr nett. Dann ging es weiter nach C und D … usw. Oftmals werden einem aneinandergereihte Fotoshows als Film verkauft. All diese Filme schaut man einmal und nie wieder an, weil sie nicht genügend Raum bieten, um Neues zu entdecken. Sie sind so variabel, wie manche Produktionen der Schlager-und Volksmusik. Du musst Dich also durch Innovation und zumindest etwas Qualität von der Masse absetzen. Dazu brauchst Du teures Equipment, eine gute Idee, ein Drehbuch und auch Glück z. B. beim Dreh. Dann brauchst Du einen hochwertigen Rechner und ein gutes Schnittprogamm, die relativ kompliziert im Handling sind, weil so umfangreich. Es vergehen Monate der Arbeit und der Investitionen. Und ich habe noch nicht erwähnt, dass, wenn Ihr Euer investiertes Geld nur wieder haben wollt, Ihr den Film dann ja auch noch produzieren müsst. Geschweige denn vermarkten …
Also fangt lieber klein an mit einem Tagestrip. Setzt Euren Spaß beim Dreh und Schneiden in den Vordergrund. Macht Kurzfilme. Nicht länger als 10 Minuten. Vermittelt eine Story. Wenn Ihr dann Zustimmung bekommt, steigert Euch langsam und Ihr werdet viele Erfahrungen sammeln und dabei bleiben.
Vielen Dank für das ausführliche Interview und dass du dir die Zeit genommen hast, lieber Patrick. Ich wünsche dir ganz viel Spaß und Erfolg bei deiner nächsten Tour und hoffe du kannst ebenfalls, viele Menschen für das Radreisen begeistern!
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