Von Maximilian Semsch hab ich das erste mal gehört, als ich mir das Bühnenprogramm der Reisemesse TC Leipzig angeschaut habe. Dort war Maximilian mit Vorträgen über seine Abenteuerfilme „Mit 15 kmh bis ans Ende der Welt“ sowie Abenteuer Deutschland gelistet. Kurzer Hand bin ich hingefahren, mir die Vorträge angeschaut und den sympathischen Abenteurer aus München einmal kennengelernt. Nachdem ich nun all seine drei Filme (Mit 15 kmh bins ans Ende der Welt; Around Oz und Abenteuer Deutschland) geschaut habe, war es Zeit für ein ausführliches und tiefsinniges Interview über seine Vergangenheit, Lebensentscheidungen, schwierigen Momente und Zukunftsträume. Los geht’s:
Was hast du gemacht, bevor du Abenteurer geworden bist, und wie ist es dazu gekommen?
Ich habe Abi gemacht und danach knapp ein Jahr bei Film und Fernsehen gearbeitet und Praktika absolviert, denn ich wollte bereits mit 14 Jahren Filmemacher werden. Mit 21 bin ich zu meiner ersten Weltreise aufgebrochen, es war geplant ein Jahr unterwegs zu sein und danach etwas zu studieren. Unterwegs habe ich gemerkt, dass das Reisen gar nicht teuer ist und auch zu viel Spaß macht, um nach einem Jahr aufzuhören. So war ich am Ende drei Jahre unterwegs. Mit Mitte 20 musste ich mich dann entscheiden, was ich machen will. Entweder studieren oder die Reisen zum Beruf machen. 10 Jahre später kann ich sagen, zum Glück Option zwei gewählt.
Maximilian, du hast bereits über 60.000 km mit dem Rad zurückgelegt. Was war dein wohl schönster, und was dein vielleicht negativster Moment während deiner Reisen?
Der schönste sicherlich meine Hochzeit barfuß am Strand in Australien 2012. Negativ gab es in all den Jahren wirklich wenige Momente. Bei meiner Reise von München nach Singapur hatte ich in Kasachstan eine Lebensmittelvergiftung und stand mit meinem Rad mitten in der Wüste bei 40 Grad, 300 km von der nächsten Stadt entfernt. Das war nicht so lustig und sicherlich die anstrengendsten 300km meines Lebens.
Du bist außerdem leidenschaftlicher Filmemacher. Wie haben sich deine Filme, angefangen bei „Mit 15 kmh bis ans Ende der Welt“ bis zu „Abenteuer Deutschland“, verändert?
Es ist schwer seine eigene Werke zu beurteilen, das überlasse ich gerne anderen. Was für mich mit jedem Projekt dazu kommt, ist Erfahrung. Bei meinem ersten Film wusste ich während der Reise noch nicht, was und wie ich filmen soll, da ich noch nie einen Film mit 90 Minuten geschnitten hatte. Bei meinem letzten Projekt durch Deutschland hatte ich schon ein sehr konkretes Endergebnis im Kopf, bevor ich überhaupt losgefahren bin. Somit habe ich auch während der Reise viel zielgerichteter gearbeitet und viel weniger unnötiges Material produziert. Aber ich muss auch sagen, dass ich auch noch viel zu lernen habe. Ich habe nie eine Ausbildung gemacht, sondern mir alles selbst beigebracht. Und gerade beim Filmemachen kann man immer dazu lernen.
Der Zuschauer sieht ja nur den fertigen Film. Wie aufwendig ist so ein Filmprojekt eigentlich, und was steckt alles dahinter?
Das sind schon aufwendige Großprojekte. Bei meinen Reisen kalkuliere ich ein Jahr Vorbereitung, dann kommt die Reise von 4-7 Monaten und danach noch einmal ein Jahr Postproduktion, bis ich eine fertige DVD oder Blu-ray in den Händen halte. Während der gesamte Projektphase ist es auch wichtig sein Budget zu kalkulieren, wann brauche ich wie viel Geld, das ich investieren muss, wann kommt wieder Geld rein usw. Aber auch hier spielt für mich mittlerweile die Erfahrung eine große Rolle und ist sehr hilfreich.
Von welcher Reise träumst du noch und welche Projekte hast du für die Zukunft geplant?
Bei mir laufen aktuell die Vorbereitung für eine Tour im Sommer 2018, noch ist aber alles geheim, das wird sich in den nächsten Monaten dann ändern. Es wird eine vergleichsweise kleine Reise werden. Als großen Wunsch habe ich noch eines Tages die Panamericana von Alaska bis Feuerland zu fahren. Ob und wann ich das mache, weiß ich aber aktuell noch nicht.
Welchen Tipp hast du für Radreisefilm Newcomer, die ihren nächsten Trip filmisch dokumentieren wollen?
Ich unterhalte mich immer wieder mit Leuten, die etwas ähnliches planen und oftmals reden wir dann eine Stunde lang darüber, welche Kamera verwendet werden soll und wie die unterschiedliche Modelle im Test abgeschnitten haben und viele beschäftigen sich ausschließlich nur mit dem Equipment, was meiner Ansicht nach zweitrangig ist.
Wenn du für deine Freunde ein lecker Essen kochen willst, überlegst du dir ja auch nicht welches Messer und welche Bratpfanne du verwenden willst, sondern du überlegst dir, was du Kochen willst, welche Zutaten du einkaufst und wie drei Gänge kulinarisch zusammenpassen. Am Ende ist es nur wichtig, dass es allen schmeckt. Keiner wird am Ende fragen, welche Bratpfanne du verwendet hast. Und so ist es auch beim Filme machen. Es geht darum eine Geschichte zu erzählen, das ist das allerwichtigste, also überlege dir, was deine Story ausmacht und wie du sie erzählen willst bzw. mit deinen Mitteln umsetzen kannst und ganz am Schluß kannst du dir Gedanken über dein Werkzeug machen.
Und was macht eigentlich Frank aus deinem Film „Around Oz“ heute?
Der arbeitet weiterhin in der Filmbranche und als freier Fotograf und wohnt mittlerweile zur Hälfte in Bukarest und zur Hälfte in Berlin. Wir sehen uns weiterhin in regelmäßig unregelmäßigem Abstand….
Vielen Dank für das ausführliche Interview lieber Max. Ich wünsche dir alles Gute bei deinen zukünftigen Trips und freue mich schon auf deine nächsten Abenteuer! Maximilian tourt gerade durch die Republik und erzählt von seinen Reisen. Hier findest du alle Termine seiner Vorträge, seine Facebook sowie Instagram Page. Die drei Filme gibt es übrigens auf DVD sowie auf Blue-Ray und sind ebenfalls auf seiner Homepage erhältlich.
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