In Donji Milanovac treffen wir erneut auf Kelly aus Kanada und Abenteuerblogger Paul aus England, die wir in Lepenski Vir kennengelernt und mit denen wir uns auf Anhieb super verstanden haben. Zu viert verbringen wir die Nacht am Strand und wollen ein paar Tage gmeinsam weiterradeln. Die beiden sind ebenso tierlieb wie wir und halten auch fuer jeden Hund und jedes Kaetzchen an, das allein oder verletzt am Strassenrand liegt. Davon gibt es in Serbien leider viel zu viele. So kommt es zu einigen nicht ganz ungefaehrlichen Situationen an befahrenen Strassen und emotionalen Rettungsaktionen.
Bei tropischer Hitze bringen wir einige hohe Berge und steile Anstiege hinter uns und werden dafuer mit unzaehligen atemberaubenden Ausblicken belohnt. Nachdem wir die engste Stelle der Donau am sogenannten Eisernen Tor mit gerade mal 150m Breite und 90m Tiefe passiert haben, stehen wir auf einem der hoechsten Berge der Region. Vor uns erstreckt sich die in Stein gemeisselte Statue des Dakerkönigs Decebalus – eine 40m hohe Statue, die zugleich die höchste Felsskulptur Europas ist. Ich nenne ihn auch Mr Djerdap und habe unser Treffen schon in meinem letzten Post angekuendigt.
Vor Beginn der Radreise habe ich viel ueber Mr Djerdap gelesen und mich darauf gefreut, ihn live zu sehen. Nun stehe ich selbst hier und blicke ihm ins Gesicht – fuer mich ein sehr bewegender und emotionaler Moment, realisierend dass ich die knapp 2000 zum Teil anstrengenden und abenteuerlichen Kilometer durch Regen und Hitze bis hierher zurueckgelegt habe.
Entspannt geht es durch die Idylle bergab. Ploetzlich ein Schild: Beach, Restaurant, Free Camping – Welcome to Paradise! Wir alle sind happy ueber diesen Gluecksfall. Im super schoenen Sonnenuntergang machen wir ein Lagerfeuer, kochen und ich angel eine Runde. Der Abend geht mit inspirierenden Geschichten am Donaustrand des Dorfes Tekija zu Ende.
Nach einem morgendlichen Bad in der Donau geht es weiter Richtung Kladovo zum Staudamm Djerdap I, dem Grenzuebergang zu Rumaenien. Hier hatten Babs und ich geplant Serbien zu verlassen und uns von Kelly und Paul zu verabschieden. Schon lange habe ich diesen Grenzuebergang herbeigesehnt, da ich noch nie in Rumaenien war und Grenzuebergaenge immer spannend finde.
Obwohl ich mir die Karte oft genug angeschaut habe, merke ich erst an der Grenze, wie verballert ich wohl war: Oh shit, der Grenzuebergang kommt viel schneller als erwartet – noch weit vor Kladovo. Und was nun? Ein schneller und schmerzvoller Abschied!? Eine Entscheidung muss her.
Nach langem Hin und Her entscheiden wir uns dazu, unsere Radreise mit Kelly und Paul fortzusetzen. Spaetestens jetzt merken wir, was fuer eine Freundschaft hier gerade entsteht. Goodbye & Hello Serbien! Sorry Rumaenien, heute lerne ich dich noch nicht kennen…
Nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Brza Palanka und schlagen erneut unser Nachtlager am Strand auf. Bei selbstgemachtem Stockbrot am Lagerfeuer sind wir alle froh ueber die Entscheidung, die am Staudamm gefallen ist. Somit bleibt Djerdap I ein magischer Ort fuer mich, allerdings mit neuer Bedeutung. Am Morgen dann wohl der schoenste Sonnenaufgang, den ich bisher auf der Reise gesehen habe.
Zum Fruehstueck gibt es frische Pancakes und Ruehrei mit Bohnen. Erstaunlich wie ausgewogen man sich auch beim Wildcampen ernaehren kann. Und ueberhaupt, so zu viert sind gerade die Mahlzeiten sehr gesellig. Wir albern herum und lachen viel.
Ausgelassen geht es weiter Richtung Negotin, der letzten Stadt Serbiens vor der Grenze nach Bulgarien. Ploetzlich ein Schild am Strassenrand: Villa Kristina*** Accommodation & Pool. Villa und Pool statt Zelt? Warum eigentlich nicht, wir fuehlen uns schon etwas geschlaucht und viel zu heiss ist es ohnehin. Und ploetzlich finden wir uns an einem kleinen, beschaulichen Pool wieder. Fuer uns in diesem Moment absoluter Luxus. Wir geniessen es und lassen die Seele baumeln. Am Abend bereiten wir frischen Fisch und Kartoffeln am Grill zu und geniessen es in einem weichen, sauberen Bett zu schlafen. Das Schoene an dieser Art des Reisens ist, dass man die einfachen Dinge wieder so sehr wertschaetzt.
Nachdem wir am naechsten Tag erneut ein neugeborenes Kaetzchen retten und von Einheimischen zum Kaffee eingeladen werden, finden wir uns nach einigen Kilometern an der Grenze zu Bulgarien wieder, wo wir Serbien verlassen – nach fast zwei Monaten. Wir sind traurig, freuen uns aber auch auf das, was nun kommt. Und ich bin sicher, wir kommen eines Tages wieder!
Danke an all die neuen Freunde, die wir hier in diesem wunderschoenen Land kennengelernt haben. Wir sagen nicht auf Wiedersehen, sondern bis zum naechsten Mal! :)
Einige dieser Photos kommen von meinem travel buddy Paul Everitt.
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