Nach ein paar Tagen Radfahren entlang des Europaradwegs EuroVelo 6 in Ungarn, stoßen wir auf eine Unterkunft der etwas anderen Art: Eine Mischung aus Ibiza Beach Club und modernem Campingplatz. Allerdings menschenleer, da Nebensaison. Der junge ungarische Inhaber hat ihn letztes Jahr zusammen mit einem Kumpel gebaut und erzaehlt uns, was hier sonst noch so abgeht. Ich komme in Partystimmung und suche in meinen Gedanken schon den naechsten Club. Zu dumm nur, dass wir uns in einem Dorf mitten im Nirgendwo befinden.

Donnauradweg EuroVelo 6 Hungary Ungarn

Nach einer erholsamen Nacht geht die Radreise weiter und wir passieren Győr, die erste große ungarische Stadt entlang unserer Route, dem Donauradweg. Eine Barockstadt mit den drei Fluessen Rába, Rábca und der Donau. Hier gibt es einen sehenswerten, Stadtkern der erst vor kurzem renoviert wurde. Ausserdem gibt es viele Museen und fuer alle Wasserraten eine Viezahl von Thermal- und Erlebnisbadern. Eine schoene Stadt in der man locker ein paar Tage verbringen kann. Auf der mehrsprachigen Website der Stadt Győr gibt es alle Infos und touristische Angebote, die man dort so wahrnehmen kann. Schaut mal rein. Leider haben wir nicht viel Zeit und entscheiden uns daher weiter zu radeln in Richtung Ács und Komárom, zwei eher kleine Staedtchen weiter oestlich. In Komárom befindet sich die Elisabeth Bruecke, die Ungarn und die Slowakei verbindet. Laeuft man rueber, ist man in fuenf Minuten in der Slowakei und kann dort guenstig einkaufen. Sehr praktisch, wie ich als Budget-Reisender finde. Dank dem super netten und zuvorkommenden Campingplatz-Besitzer Laszlo, der vier Sprachen fließend spricht, finde ich hier schnell wonach ich suche, wenn ich mal wieder entspannen moechte: Einen schoenen und ruhigen Platz zum Angeln. An meiner Angelroute, die ich mir ein paar Tage zuvor in Bratislava gekauft habe, beißt auch bereits nach Sekunden ein Fisch an. Schlangen gibt es hier uebrigens auch sehr viele!

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Bis zum Donauknie ist es noch ein weiter Weg, der uns durch verlassene Doerfer fuehrt, in denen, wie es scheint, ueber Nacht jeder das Weite gesucht hat. Verlassene Fabriken, Supermaerkte, Hotels, Bahnhoefe, Straßen – alles menschenleer. Sehr raetselhaft und ein bißchen unwirklich die ganze Atmosphaere. Spaeter finden wir heraus, schuld sind die Finanzkrise sowie der demografische Wandel. Viele junge Leute wandern aus oder gehen nach Budapest. Harte Realitaet dieser Streckenabschnitt des EuroVelo 6!

Zurueck in dichter besiedeltem Terrain, verfahren wir uns natuerlich erstmal, aber Glueck im Unglueck, ploetzlich finden wir uns auf einem froehlich-buntem Dorffest wider. Ein gut angeheiteter Ungar, der durch sein orangenes Shirt, Bierbauch und Cowboy Hut auch gut als Amerikaner durchgehen koennte, entdeckt uns ebenfalls recht auffaellige, blonde Biker, die genau wie er nicht ganz zum Rest des Bildes passen. Schnell laedt er uns auf Bier und Whiskey ein. Trotz seiner Worte “Me lived California” versteht er durch die Sprachbarriere allerdings nur gefuehlte 3% von dem was wir sagen – und wir ebenso.

Ein sehr lustiger Nachmitag geht zu Ende und wir machen uns leicht angetrunken auf den Weg. Die restlichen 30 km fuehren entlang der Hauptstraße – wie passend, beachte man unseren momentanen Zustand. Wir bringen diesen Abschnitt muehevoll hinter uns und erreichen am fruehen Abend Esztergom, die Stadt am Rande des Donauknies, wo wir Jan und Arnold, zwei nette Radreisende treffen, mit denen wir bei Bier, Wein und Nudelgerichten vorm Campingkocher bis spaet in die Nacht quatschen….

Donnauradweg EuroVelo 6 Hungary Ungarn

Fotos ueber unsere taeglichen Abenteuer gibt´s auf  Instagram :-)