Traumberuf Reiseblogger

Birgit: „Hach, mit dir würd‘ ich ja zu gerne tauschen, du alter Dauer-Urlauber“.

Wer kennt den Spruch nicht!? Natürlich blogge ich vor allem, weil es mir einen riesen Spaß macht und ich andere Menschen inspirieren kann. Aber ganz so spaßig und einfach ist es dann am Ende leider doch nicht. Denn das, was die meisten nicht sehen, ist die Arbeit die dahinter steckt. In dem Sinne: Hello and welcome to 10 Herausforderungen, die Reiseblogger zu bewältigen haben.

Achtung: Knallharter in die Fresse Talk, geschrieben mit sarkastischem Unterton und einer Portion Angriffslust :D

1. Website

Finde deine Nische, um nicht im Getümmel der zahlreichen, bereits existierenden Reiseblogger unterzugehen. Denk dir einen guten Namen aus, kauf die Domain und hinterlege sie auf einem Server bei einem Host-Provider. Implementiere ein schönes und kreatives Website Design. Optimiere deine Website technisch und pflege sie. Integriere Google Analytics und Webmaster Tools. Und ganz wichtig, befasse dich mit Codierung und mach sie rechtlich bombensicher! Was hast du gesagt, Birgit? Du weißt nicht, wie du all das machen sollst? Recherchiere wie es geht, befasse dich damit und bring es dir selbst bei.

2. Reisen

Nun zum schönen Teil. Naja, nicht ganz. Die Herausforderung liegt darin, das Reisen weiterhin zu genießen und nicht als Beruf anzusehen. Neben deinen privaten Reisen wirst du, um nicht alles selbst finanzieren zu müssen, vermehrt auch auf gesponserte Reisen durch touristische Unternehmen setzen. Diese Unternehmen müssen allerdings zuvor gesucht und kontaktiert werden.

Dein schönes mühevoll gestaltetes Media-Kit muss dann vor allem eines bewirken: Dein Gegenüber überzeugen. Bei einer geringen Anzahl an Lesern, Interaktionen und Social-Media Followern, gerade am Anfang, ist es fast aussichtslos. Du willst und musst ihnen ja hohen Exposure liefern. Aber wie willst du das mit der geringen Reichweite deines neuen Blogs anstellen, wenn es tausend bessere Reiseblogger für den Job gibt? Hier ist viel vor allem viel Überzeugungsarbeit und ein wenig Glück nötig.

„Als Reiseblogger ist es deine Aufgabe, Menschen regelmäßig zu inspirieren, ihnen Antworten auf ihre Fragen zu geben, sie zum Nachdenken anzuregen und in treue Leser zu verwandeln“.

3. Content

Während und nach der Reise musst du Content erstellen (Text, Foto, Video und Audio-Material). Content von guter Qualität natürlich. Nicht irgendwie so nach dem Motto: Ich war hier und da und hab Tolles erlebt – nein, sondern so, dass du Leser mit deiner authentischen Art abholst, inspirierst, sie mit reißt und ihnen Lösungen zu Fragen aufzeigst. Der potentielle Leser soll nämlich wiederkommen und am Besten noch das Facebook-Like da lassen, einen Kommentar abgeben und dich per E-Mail abonnieren.

In unserem tollen Informations-Zeitalter, wo Zeit ein Luxus- und Information ein Überschussgut darstellt, und es neben dir noch tausend andere Blogs gibt, die deine Nische besser bedienen, ist dies eine tolle Herausforderung, nicht wahr!?

4. Vermarktung

So Birgit, nun kannst du durchatmen. Nein Spaß, nun geht die Madness erst richtig los, haha. Denn jetzt musst du noch deine bereits zu Anfang eröffneten Facebook, Twitter, Instagram, Google Plus und Pinterest Accounts bedienenen – und zwar täglich. Ach ja, und seit kurzer Zeit auch in Deutschland sehr beliebt – Snapchat. In Amerika überholt es wohl gerade Instagram.

Birgit:“Warum denn Social Media?“

Social Media Kanäle sind dein Sprachrohr und Marketing Kanal zur Außenwelt, um die Leute überhaupt auf dich und deinen Blog aufmerksam zu machen, bedarf es viel Zeit. Schaffe es, dass Influencer, Reise-Seiten oder Freunde mit vielen Facebook-Freunden deine Inhalte teilen. Neben der Vermarktung deines eigenen Contents, ist es wichtig, auch anderen hilfreichen und inspirierenden Content zu suchen und zu teilen. Deine Leser sehen dich ähnlich wie eine Marke. Lerne, wie man Social-Media Management richtig und vor allem erfolgreich umsetzt. Dein Image und der Mehrwert für den Leser sind alles! Schreibblockade, kreativlos, Shitstorms, Hater? Kann passieren. Deal with it!

5. Website- und Suchmaschinenoptimierung

Eine ganz eigene, ständig voranschreitende und hoch sensible Wissenschaft und Ausübung, die du drauf haben solltest, um ein besseres Ranking beim lieben Mr. Google zu bekommen. Du willst ja schließlich auch „organisch“ gefunden werden wenn jemand Keywords zu deiner Nische eingibt.

Birgit: „Organisch?!?“ So wie Organic-Food?

Ich bete für dich, dass du viel Zeit, Geduld und Wissensgier und Motivation hast, die umfangreiche Wissenschaft der Website- und Suchmaschinenoptimierung zu erlernen.

6. Netzwerken

Sei kein Ego Arsch und wirf das Konkurrenzdenken über Board! Folge anderen Bloggern und vernetze dich mit ihnen, hier entstehen die besten Freundschaften und Synergieeffekte, da sich Gleichgesinnte treffen. Teile ihre Beiträge, schreibe Gastartikel auf anderen Blogs, um deine Reichweite zu erhöhen. Schöpfe das volle Potential aus Twitter, LinkedIn und Xing, um nach potentiellen Kooperationspartnern und Gleichgesinnten zu suchen. Besuche Events, Messen und durchforste das Internet. Werde kreativ und geh auf die Leute zu, denn du willst ja was von ihnen.

Birgit: Hmm…, aber mir fällt es schwer auf fremde Leute zuzugehen, und ich hasse Small-Talk!

7. Weiterbilden

Man kann nicht von allem eine Ahnung haben, daher sollte man sich in manchen Bereichen weiterbilden. Online Marketing, Social-Media, Photoshop, Filmbearbeitung, kreatives Schreiben, Storytelling, Buchhaltung, Rechtliches, Technisches, uvm. Belege Online-Kurse, besuche Seminare, frag Freunde, lies Fachliteratur, schau Tutorials, recherchiere online. Was, so viel auf einmal? Tja, du kannst dir alternativ auch Dritte suchen, sie teuer bezahlen und dich abhängig machen.

8. Buchhaltung & Rechtliches

Wer haftet für Fehler? Dreimal darfst du raten: DU, und zwar NUR du! Falsche Bildrechte, ein fehlerhaftes Impressum oder Intransparenz. Das kann dich selbst als kleinen Reiseblogger Abmahnungen und Strafen im fünfstelligen Bereich kosten. Arbeite bei deiner Buchhaltung gewissenhaft und informiere dich ständig über neue Linien im Online-Recht. Recherchiere und werde zum Jurist und Buchhalter!

9. Durststrecke

Es wird dauern, bis sich die Besucherzahlen auf deinem Blog vermehren. Nachdem all deine Freunde, Verwandten und Bekannten dir auf Social-Media folgen, wird die Anzahl Likes und die Interaktion nur langsam wachsen. Du schreibst und schreibst und schreibst, aber es kommt nur wenig zurück. Sei dir im Klaren darüber, dass du vor allem Geduld brauchst und dich weiterhin von anderen Blogs inspirieren lassen solltest. Du bist Perfektionist? Na sehr schön. Du wirst bestimmt einen ganz tollen Blog kreieren. Bitte setze Prioritäten, damit deine Durststrecke nicht endlos wird.

10. Geld verdienen

Jetzt wird’s ganz lustig. Bis zu diesem Zeitpunkt hast du nämlich wahnsinnig viel Zeit und Nerven reingesteckt, aber noch nichts oder nur wenig verdient. Auf das Thema Geschäftsmodell Reiseblogger gehe ich in diesem Artikel ein und berichte von meinen Erfahrungen. Für heute reichts aber erstmal mit den abschreckenden-Argumenten :)

Fazit

Wie du siehst, kann Bloggen ein knallhartes Business. Man kann sich vor allem aber auch selbst viel Druck machen. Zum Glück macht es aber wahnsinnig viel Spaß. Durch die vielen Herausforderungen lerne ich jeden Tag etwas Neues, erfinde mich neu, werde inspiriert und lerne viele tolle und interessante Menschen kennen. Nachdem ich als Arbeitnehmer einiges gelernt habe, ist der Lernprozess der Selbstständigkeit aber der wohl wertvollste und interessanteste. Man lernt nicht nur auf professioneller, sondern vor allem auch auf persönlicher Ebene, lernt ganz neue Seiten an sich kennen und definiert neue persönliche Grenzen.

Als Reiseblogger bist du plötzlich Website-Entwickler, Website-Designer, Online-Marketer, SEOler, Texter, Filmemacher, Fotograf, PR- und Imageberater, Social-Media Manager, Journalist, Jurist, Buchhalter, Finanzplaner und Project-Manager. Achja, Birgit, bevor ich es vergesse: Natürlich ist man auch Reiseexperte und Tourist, das war ja deine Anfangs-Frage, ach ne, Behauptung – sorry, mein Fehler.

Work Hard, Play Hard – Zitat Ende!

P.S.: Liebe Birgit, dies soll natürlich keine Ansauge sein. Ich habe auch manchmal falsche Annahmen über Dinge, über die ich nicht viel weiß.  Aber ich finds schön, dass wir drüber geredet haben. :)